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01.01.2010

Ausstellung: Der Schlaf der Vernunft – Goyas Capricho 43 und seine Rezeption in Bildkunst, Literatur und Musik

  • Ort: Siegen
  • Beginn: 14.01.10
  • Ende: 26.02.10
  • Disziplinen: Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Spanisch

Konzeption: Prof. Dr. Helmut C. Jacobs (Universität Duisburg-Essen, Institut für Romanische Sprachen und Literaturen)

 

Eine Ausstellung gezeigt im Foyer der Universitätsbibliothek Siegen in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Christian von Tschilschke vom 14. Januar 2010 bis 26. Februar 2010.

 

Zur Ausstellungseröffnung am 14. Januar 2010 um 18h im Foyer der Universitätsbibliothek, Adolf-Reichwein-Str. 2, laden wir herzlich ein. Für nähere Informationen kontaktieren Sie bitte Dr. Sabine Fritz (fritz@romanistik.uni-siegen.de).

 

Neben Picasso gilt Francisco de Goya (1746-1828) heute als einer der aktuellsten Maler Spaniens. Es ist ein besonderes Charakteristikum, dass sich die Ausstellung auf ein einziges Bild von Goya konzentriert, dieses aber in einen umfassenden Kontext einordnet und seine besonders starke Wirkung im Laufe von zwei Jahrhunderten zeigt: 1799 erschienen Goyas achtzig Caprichos, von denen das 43. Blatt in einem Zeitraum von über zwei Jahrhunderten das bekannteste und berühmteste wurde. Zu Recht gilt das Capricho 43 als programmatisches Bild, nicht nur für die Caprichos selbst, für die es ursprünglich als Titelblatt vorgesehen war, sondern auch in einem viel umfassenderen Sinne: nämlich als Signatur der sich ihrem Ende zuneigenden Epoche der Aufklärung an der Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert oder als markante Bruchstelle, in der die Moderne ihren künstlerischen Ausdruck findet. Es geht um Grundsätzliches: letztlich um nichts Geringeres als um die beunruhigende Frage des Menschen nach den Bedingungen und Grenzen seiner künstlerischen Produktivität und Phantasie, aber auch um die Frage nach dem Verhältnis von Vernunft und Einbildungskraft im schöpferischen Prozeß. In der aktuellen Forschungsdiskussion ist das Capricho 43 ohne Zweifel eines der am meisten gedeuteten Bilder des 18. Jahrhunderts. Ein besonderer, bis in die aktuelle Gegenwart reichender Aspekt des Bildes sind die von ihm ausgehenden interkulturellen Transfer- und Rezeptionsprozesse in fiktionaler Literatur, Essayistik, Bildkunst, Videokunst und Musik, die anhand von signifikanten Beispielen gezeigt werden sollen. So hat das Capricho 43 im 19. und 20. Jahrhundert zahlreiche Kunstwerke angeregt, die von diesem Bild inspiriert sind oder in einer jeweils aktualisierten Neufassung hierauf reagieren. Zu den Malern, die sich mit dem Bild intensiv künstlerisch auseinandergesetzt haben, zählen immerhin Künstler wie Delacroix, Grandville, Manet, Ensor, Klinger, Dalí, Lörincz oder Noßmann. Unter den Literaten finden sich Namen wie beispielsweise Théophile Gautier, Rafael Alberti, Antonio Buero Vallejo, Camilo José Cela, Lion Feuchtwanger, Günter Grass. Die Ausstellung zeigt auch bislang verborgen gebliebene Einblicke in das Bild selbst, vor allem durch neue Erkenntnisse über die, wie erstmals plausibel gezeigt werden kann, streng proportionalen Strukturen des Capricho 43 und über seine unterschiedlichen Ordnungsprinzipien, die in ihm miteinander kontrastieren und dadurch, dass sie synchron in ihm wirken, sich gegenseitig relativieren und so Vieldeutigkeit erzeugen.

 

Von:  Sabine Fritz

Publiziert von: Kai Nonnenmacher