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07.04.2011

CfP: Abschied von 9/11 - Wie man aufhört, von der Katastrophe zu erzählen (Interdisziplinäres Symposium)

  • Ort: Freiburg
  • Beginn: 18.11.11
  • Ende: 19.11.11
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Sprachenübergreifend
  • Frist: 15.05.11

Nichts werde mehr so sein, wie es vorher war: Ob sich dieser Grundtenor der meisten kulturellen Bearbeitungen der Anschläge vom 11. September 2001 bewahrheitet hat, ist offen. Jedenfalls sind viele der unmittelbaren thematischen Bezüge, der medialen Gemeinplätze und der kommunikativen Konventionen, die nach der Zerstörung des World Trade Centers allgegenwärtig schienen, wieder von der Oberfläche unserer Medienangebote und aus dem tagesaktuellen Bewußtsein verschwunden. Deswegen ist zwar noch keineswegs alles wieder wie zuvor, es ist aber auch nicht mehr alles anders, und anderes ist nicht mehr 9/11. Die zeitweise uneinholbar scheinende Orientierung auf die eine übergreifende Erzählung von der Zäsur, der Katastrophe, der ultimativen Referenz eines einbrechenden Realen, wurde offenbar in vielen Bereichen überwunden oder bis zur Unkenntlichkeit verändert, ja weiterentwickelt.

 

Was ist also verschwunden oder was ist geblieben? Und wie hat es sich verändert? Diese beiden Fragen führen gemeinsam zu einer dritten, an der diese Tagung ansetzen will: Welche kulturellen Prozesse und Verfahren haben die Fort-, Ab- und Umschreibung der zunächst absolut wirkenden Bezüge auf 9/11 ermöglicht und gestaltet? Wie ist es so schnell gelungen, die Erzählung von der Katastrophe wieder abzustellen? Welche neuen Elemente sind an die Stelle dieses Narrativs getreten? Wurde die Katastrophe 9/11 inzwischen durch andere menschengemachte oder Natur- Katastrophen ersetzt?

 

Beiträge aus allen Bereichen der Geistes-, Kultur- und Medienwissenschaften sollen in Einzelanalysen und Grundsatzüberlegungen eine gemeinsame Diskussion möglicher Antworten ermöglichen. Sie können sich unter anderem mit folgenden Themen auseinandersetzen:

 

• Inwieweit können die vor zehn Jahren eingesetzten theoretischen Begriffe – etwa von Trauma, Zäsur, Postpolitik, Suspension, Ereignis und anderen – nicht nur den Einstieg, sondern auch den inzwischen vollzogenen Ausstieg aus dem Diskurs um die Katastrophe fassen? Welche Konzepte stehen für die Beschreibung einer solchen thematischen Ablösung, einer Reduktion von Anschlußfähigkeit und der Terminierung eines Diskurses zur Verfügung? Was können sie uns über das Ende eines Diskurses verraten?

• Wo wird tatsächlich noch vom 11. September gesprochen? In welcher Form hat also die Referenz auf den 11. September überlebt? Wo wird sie noch in welcher Weise eingesetzt? Welche Zeichen stehen noch dafür zur Verfügung, in welchen pragmatischen Handlungskontexten werden sie verwendet?

• Welche anderen Diskurse haben sich inzwischen mit der Rede vom 11. September verbunden? Werden die Anschläge etwa mit anderen Anschlägen an anderen Orten, mit Kriegen, mit Naturkatastrophen, mit politischen Lagern verbunden? Haben Imaginationen über Sprecherpositionen oder Adressaten überlebt, und welchem Wandel unterliegen sie?

• Wo kann ein Wechsel zu neuen Bezügen und Formaten im einzelnen beobachtet werden? Wo wird er durch welche Verfahren aktiv betrieben? Wo wird er in welcher Weise verborgen? Wo wird er gezielt inszeniert?

• Welche der zunächst mit 9/11 verbundenen Formatierungen in Mediengebrauch, Kommunikation und Kunst dauern fort? Wie verbinden sie sich mit neuen Themen und Programmen? Wo läßt sich beobachten, daß sie von anderen, älteren oder ganz neuen Formaten abgelöst werden?

• Was ist mit den Bildern, Symbolen und Zeichen geschehen, die für den 11. September einschlägig sind oder waren? Können der Terrorist wieder Protagonist, der zusammenstürzende Wolkenkratzer wieder Actionmotiv, der falling man in neuer Weise traditionsbildend werden? Haben andere Diskurse oder Genres sich diese und andere Topoi angeeignet, und in welcher Weise stehen sie für eine allgemeine kulturelle, politische, ästhetische oder populäre Bearbeitung zur Verfügung?

 

Kurze Abstracts für halbstündige Beiträge mit kurzen biobibliographischen Angaben sind bis 15. Mai 2011 erbeten (per Mail als pdf oder rtf an beide Veranstalter). Alle Beiträge sollen an eine interdisziplinäre Diskussionsrunde adressiert sein.

 

Kontakt für Rückfragen und Abstracts:

 

Dr. Ursula Hennigfeld

Juniorprofessorin für Romanistik

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Platz der Universität 3

79085 Freiburg

Tel. +49-761-203-2024

ursula.hennigfeld@romanistik.uni-freiburg.de

 

Dr. Stephan Packard

Juniorprofessor für Medienkulturwissenschaft

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Werthmannstraße 16

79098 Freiburg

Tel. +49-761-203-97842

stephan.packard@medienkultur.uni-freiburg.de

 

Von:  Ursula Hennigfeld

Publiziert von: Kai Nonnenmacher