CfP: Escorados a la izquierda: dislocaciones y frontalizaciones del español antiguo al moderno / Linksruck: Dislokationen und Frontierungen vom Alt- zum Neuspanischen
- Ort: Passau
- Beginn: 23.03.11
- Ende: 26.03.11
- Disziplinen: Sprachwissenschaft
- Sprachen: Spanisch
- Frist: 31.10.10
Linksruck: Dislokationen und Frontierungen vom Alt- zum Neuspanischen
Sektion auf dem 18. Deutschen Hispanistentag, Passau
Álvaro Octavio de Toledo y Huerta (Tübingen/Madrid)
Andreas Dufter (Erlangen)
Eingeladene Sprecher:
Javier Elvira (Universidad Autónoma de Madrid)
Manuel Leonetti (Universidad de Alcalá)
Die Untersuchung der Informationsstruktur ist in den letzten Jahren zu einem zentralen Forschungsgebiet avanciert. Sowohl López (2009) als auch Leonetti/Escandell (2009) - um nur zwei wichtige Arbeiten zu nennen - haben dabei das Spanische zu einer wichtigen Objektsprache in der sprachwissenschaftlichen Diskussion gemacht. Diese Diskussion betrifft zum einen den Fokusbegriff selbst, zum anderen aber auch die Art und Weise der Formalisierung von Fokus, die verschiedenen Unterarten nicht-kontrastiver Foki in der linken Satzperipherie und die Interaktion von Fokuseigenschaften mit Quantifikation und Anaphorik. Neue Fragen stellen sich auch zum sprachlichen Wandel in der linken Peripherie (vgl. Elvira 1994, 1997, Neumann-Holzschuh 1997, Bossong 2006, Suárez Fernández 2007, Fernández-Ordóñez 2009) sowie zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der Satzperipherie des Spanischen im Vergleich mit anderen romanischen Varietäten, die sich bei aller räumlichen und typologischen Nähe doch teilweise unterschiedlich an der Schnittstelle von Syntax und Informationsstruktur verhalten.
Zwei Beispiele aus Leonetti/Escandell (2009) mögen genügen, um die Vielfalt der Fragestellungen aufzuzeigen: Das Spanische verfügt über mehr oder minder fossilisierte, aber geläufige Konstruktionen, in denen ein Objekt dem finiten Verb vorangestellt wird (vgl. (1)). Dadurch erhält der Satz einen deutlich 'emphatischen' Charakter, welchen Leonetti und Escandell mit Polaritätsfokus in Zusammenhang bringen. Ebenso bewirkt im älteren Spanischen die Voranstellung des infiniten Bestandteils vor das Auxiliar in einer Verbalperiphrase, etwa in (2), wahrscheinlich eine Art von 'Emphatisierung' (vgl. auch Remberger 2010 zum Sardischen). Dabei ist bei genauerer Betrachtung auch die Ähnlichkeit zwischen (1) und Fällen wie (3) auffällig, wo eher eine Form intensivierender Quantifikation des Adjektivs vorzuliegen scheint.
(1) Doctores tiene la Iglesia
(2) Bien entendía que era Dios, mas no podía entender cómo obrava aquí [...]. Gustado he en estremo de haverlo ahora entendido (Teresa de Jesús, Vida)
(3) Poderoso caballero es don Dinero
Hieraus ergibt sich, dass einige Optionen, die in anderen modernen Varietäten des Romanischen wie dem Sardischen bestehen, im Spanischen der Gegenwart nicht mehr verfügbar sind, jedoch in älteren Sprachstufen belegt werden können. Zu folgern ist darüber hinaus, dass auch 'überlebende' Relikte dieser Konstruktionen in vergangenen Sprachstufen noch produktive syntaktische Muster darstellten. In jedem Fall steht fest, dass in solchen syntaktischen Strukturen die Abgrenzung zwischen den semantischen Effekten der Voranstellung des Fokus und denen der Quantifikation ausgesprochen schwierig sind. Auch die Analyse von frontierten Negationsausdrücken (4) oder Anaphern, etwa solchen mit Identitätssemantik wie in (5), dürfte sich als komplex erweisen. Um welche Art von Fokus – sofern überhaupt Fokussierung vorliegt – handelt es sich in solchen Fällen? Wie verhielten sich solche Strukturen in vergangenen Epochen der Sprachgeschichte? Wie verhalten sie sich in anderen romanischen Sprachen und Varietäten der Gegenwart?
(4) resolví aventurarme en lo interior del aposento [...]. Nada pude ver en los primeros momentos; mas a poco de estar allí distinguí las formas robustas de las tinajas y toneles (Galdós, Gerona)
(5) – Pepe dijo que era demasiado tarde. – Lo mismo dijo Juan.
Unsere Sektion setzt es sich zum Ziel, die Synchronie und die Diachronie des Spanischen zusammen zu untersuchen, beide Perspektiven auch um die Betrachtung weiterer romanischer Idiome zu ergänzen und die Diskussion der syntaktischen Befunde in der linken Satzperipherie vor dem Hintergrund eines möglichst breiten Theorienspektrums zu führen. Es sind jeweils 30 Minuten für den Vortrag sowie 15 Minuten für die Diskussion vorgesehen. Die bevorzugte Vortragssprache ist Spanisch.
Wir laden ein zur Einreichung von Vortragsvorschlägen (Titel und Abstract von maximal einer Seite Umfang) bis
31.10.2010
per Mail an
lafacera@hotmail.com
Die Benachrichtigung über Annahme oder Ablehnung des Vortragsvorschlags erfolgt bis 15.11.2010.
Literatur
Bossong, Georg (2006): La sintaxis de las Glosas emilianenses en una perspectiva tipológica. In: J. J. de Bustos & J. L. Girón (eds.), Actas del VI Congreso Internacional de Historia de la Lengua Española, vol. I. Madrid: Arco Libros, 529-543.
Elvira, Javier (1994): La función cohesiva de la posición inicial de frase en la prosa alfonsí. In: Cahiers de Linguistique Hispanique Médiévale 18-19: 243-278.
Elvira, Javier (1997): La organización del párrafo alfonsí. In: Cahiers de Linguistique Hispanique Médiévale 21: 325-342.
Fernández-Ordóñez, Inés (2009): Orden de palabras, tópicos y focos en la prosa alfonsí. In: Alcanate 6: 139-172.
Leonetti, Manuel/Escandell-Vidal, María Victoria (2009): Fronting and verum focus in Spanish. In A. Dufter & D. Jacob (eds.), Focus and Background in Romance Languages. Amsterdam: John Benjamins, 155-204.
López, Luis (2009): A Derivational Syntax for Information Structure. Oxford: Oxford University Press.
Neumann-Holzschuh, Ingrid (1997): Die Satzgliedanordnung im Spanischen. Eine diachrone Analyse. Tübingen: Niemeyer.
Remberger, Eva-Maria (2010): Left-peripheral interactions in Sardinian. In: Lingua 120: 555–581.
Suárez Fernández, Mercedes (2007): El tema y las funciones sintácticas en la lengua medieval. In: Verba 34: 157-200.
Publiziert von: jd