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25.02.2011

CfP: Frankreich als Kultur-Nation? Kulturelle Dimensionen des gesellschaftlichen Wandels (Jahreskonferenz des Deutsch-Französischen Instituts)

  • Ort: Deutsch-Französisches Institut Ludwigsburg
  • Beginn: 23.06.11
  • Ende: 25.06.11
  • Disziplinen: Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Französisch, Sprachenübergreifend
  • Frist: 15.03.11

Mehr als in anderen Ländern sind Kultur und Bildung konstitutive Bestandteile der französischen Nation und nehmen daher einen hohen Stellenwert für Politik und Gesellschaft ein. Dies gilt auch für die Kulturpolitik. "Es gibt keinen großen politischen Vorsatz ohne kulturelle Zielsetzungen" (François Mitterrand). Die Jahrestagung 2011 will der politischen und gesellschaftlichen Bedeutung nachgehen, die dem Konzept der "französischen Kultur" im spezifisch französischen Verständnis zukommt. Dabei sollen zwei grundsätzliche Perspektiven Berücksichtigung finden.

 

In der französischen Binnensicht geht es zunächst um das kulturell geprägte Selbstverständnis der Republik und der Nation. Welche Rolle hat die Kultur bei der Entwicklung des Nationalstaates und der Republik gespielt? Wie kann sich eine Nation, die auf dem Willen ihrer Staatsbürger zum Zusammenleben gründet, auf ein "kulturelles Erbe" berufen, ohne dabei essentialistisch zu werden? Kann die Kulturpolitik den von ihr proklamierten und erwarteten Beitrag zum sozialen und nationalen Zusammenhalt noch leisten? Was sind die kulturellen Folgen der gesellschaftlichen Veränderungen und Verwerfungen? Führt die durch Einwanderung pluraler gewordene Gesellschaft zu einer Pluralisierung der Kultur?

 

Die Außendimension wird geprägt von Schlagworten wie Universalismus, Strahlkraft der französischen Kultur oder Frankophonie. Das französische Selbstverständnis, als Mittelmacht mit weltweiter Präsenz einen gewissen"Rang" in der Weltpolitik einzunehmen und dabei auch eine Art Gegenentwurf zum angelsächsischen Modell zu bieten, hat sich zum großen Teil aus kulturellen Argumenten genährt. Der Widerstand gegen das ökonomische Konkurrenzprinzip bei kulturellen öffentlichen Gütern im Namen der "exception culturelle" (heute "diversité culturelle") in den 1990er Jahren war in dieser Hinsicht emblematisch. Auch hier ist zu fragen, inwiefern Anspruch und Wirklichkeit noch übereinstimmen, ob die auswärtige Kulturpolitik und -präsenz in ihren Inhalten, Zielen und Instrumenten neu definiert wird bzw. werden muss.

 

Das Tagungsthema ist offen für unterschiedliche disziplinäre Ansätze: Geschichte, Kultur-, Politik- und Sozialwissenschaft, Philosophie, ...

 

Mögliche Themenfelder (nicht abschließende Liste):

- Kulturelles Selbstverständnis im Diskurs der französischen Politik (gestern und heute)

- Wahrnehmung der französischen Kultur im Ausland (vor allem Deutschland)

- Französische Kulturpolitik: politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Ziele und Wirkungen

- Auswärtige Kulturpolitik Frankreichs (Francophonie, Institut français): Selbstverständnis, Rolle in der französischen Außenpolitik; Vergleich mit Deutschland, ...

- Quoten, Kulturförderung, Protektionismus: Kann der Anspruch der "diversité culturelle" in der Globalisierung bestehen?

- Was begründete die Attraktivität französischer kultureller Angebote in der Nachkriegszeit, und warum scheint diese Attraktivität heute nicht mehr gegeben?

- Rolle des kulturellen Selbstverständnisses bei der Legitimation des Kolonialismus (mission civilisatrice)

- Deutsch-Französischer Vergleich des Verhältnisses "Kultur / Nation" und "civilisation / nation"

 

Bitte schicken Sie Ihre Vorschläge (abstract) bis 15. März 2011 an Prof. Dr. Henrik Uterwedde oder Dr. Stefan Seidendorf über die Email-Adresse:kasper@dfi.de

Von:  Stefan Seidendorf

Publiziert von: Christof Schöch