CfP: Moderne. Kulturwissenschaftliches Jahrbuch: Themenschwerpunkt Ethik
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
- Sprachen: Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch, Weitere romanische Sprachen, Sprachenübergreifend
- Frist: 20.02.11
Kulturwissenschaftliches Jahrbuch Moderne, Jahrgang 7 (2011). Hg. von Helga Mitterbauer und Katharina Scherke. Innsbruck [u.a.]: Studienverlag.
Themenschwerpunkt: Ethik
Das Kulturwissenschaftliche Jahrbuch Moderne versteht sich als Publikationsorgan interdisziplinärer Forschungsarbeiten zu gesellschaftlichen bzw. kulturellen Aspekten der akzelerierten Modernisierung. Grundlegende Koordinaten bilden die Moderne sowie der zentraleuropäische Raum, ein besonderes Gewicht kommt den Phänomenen der Globalisierung und ihren Folgen (Transnationalität, Multikulturalität, Disloziertheit etc.) zu.
Der Themenschwerpunkt des Jahres 2011 greift die Debatte um einen „Ethic Turn“ auf und reagiert damit einmal mehr auf das wachsende Unbehagen an konstruktivistischen Paradigmen. Die Hinwendung zu ethischen Fragestellungen nach Verantwortlichkeit und Glaubwürdigkeit baut auf Theoremen von Emmanuel Levinas, John Rawls bzw. Charles Taylor auf, die fokussieren, was unsere Beziehungen mit und unser Erkennen des Anderen konstituiert. Bereits Derridas Dekonstruktion der Ethik ist genuin ethisch, weil angetrieben von der Notwendigkeit wie dem unmöglichen Verlangen nach der Versöhnung zwischen dem Selbst und dem Anderen, ohne dabei deren irreduzible Singularität aufzugeben. Ebenso wie Jean-Luc Nancy oder Jean-François Lyotard geht er dabei von einer nicht-dominanten Beziehung zum Anderen aus. Zu reflektieren wäre damit die Frage nach Recht und Gerechtigkeit im Verhältnis des Selbst zum Anderen, in „der Sprache des Anderen“. Verantwortlichkeit konstituiert vor allem bei Levinas das Menschsein, das Humanitäre an sich. Der Themenschwerpunkt des Kulturwissenschaftlichen Jahrbuchs fragt nach dem Stellenwert und der Bedeutung der Ethik „after certainity“ (Zygmunt Bauman) und somit auch nach den Möglichkeiten einer Anknüpfung an die Erkenntnisse postmoderner, -strukturalistischer oder -kolonialer Theoriebildung.
Kultur wird nicht als „unschuldig“ gegenüber Politik betrachtet, und der Band zielt darauf, zentrale ethische Begriffe, die in den Kulturwissenschaften eine wichtige Rolle spielen, zu reflektieren. Die Aufgabe, die komplexen und vielfältigen Schnittstellen zwischen Ethik und Kultur, Politik, Recht oder Ökonomie in der gegenwärtigen Gesellschaft herauszufiltern, richtet sich sowohl an VertreterInnen der Soziologie, Geschichte, Philosophie, Politik- sowie Rechtswissenschaften, der Geschlechterstudien als auch der Musik-, Literatur- und Kunstwissenschaften, in denen das von Alain Badiou postulierte Streben nach Wahrheit als primäre ethische Aufgabe von Literatur und Kunst zu diskutieren wäre.
Neben den bereits angedeuteten Themen sind Beiträge zu Fragen denkbar, ob Ethik als letztes großes Narrativ in der postmodernen Gesellschaft Bestand haben kann und soll, wie der gegenwärtige ethische Diskurs dazu beitragen kann, neue Ideen im Bereich Kultur und Gesellschaft hervorzubringen oder welche Theorien, Denkansätze zu Synergien in der interdisziplinären Debatte um die Ethik führen können, um die aktuellen kulturellen und sozio-politischen Veränderungen besser zu verstehen.
Zusätzlich zu diesem Schwerpunkt kommen Diskussionsbeiträge, Forschungsberichte und Aufsätze in Frage, die sich aus kulturwissenschaftlicher Perspektive theoretisch und empirisch mit den Phänomenen „Moderne“ und/oder „Zentraleuropa“ auseinandersetzen.
Erbeten werden Vorschläge für:
1. Aufsätze im Umfang von ca. 15 Druckseiten (30.000 Zeichen) sowohl zum Themenschwerpunkt als auch zu anderen Bereichen der Moderneforschung
2. Forschungsberichte im Umfang von ca. 6 Druckseiten (10.000 Zeichen), in denen aktuelle Forschungsprojekte auf diesen Gebieten vorgestellt bzw. -ergebnisse mitgeteilt werden
3. Rezensionen (max. 3000 Zeichen) über aktuelle Neuerscheinungen (2010–2011)
Abstracts im Umfang von 10 bis 15 Zeilen (mit kurzen bio-bibliographischen Angaben) ersuchen wir bis 20. Februar 2011 an helga.mitterbauer@uni-graz.at zu richten. Da das Jahrbuch ein Peer-Review-Organ ist, sind die ausgewählten Beiträge bis spätestens 31. Mai 2011 abzuliefern.
Publiziert von: Christof Schöch