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16.09.2010

CfP "languagetalks 2011: Über Grenzen sprechen"

  • Ort: München
  • Beginn: 16.02.11
  • Ende: 18.02.11
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen:
  • Frist: 30.11.10

languagetalks2011

Über Grenzen sprechen. Mehrsprachigkeit in Europa und der Welt

 

Graduiertenkonferenz an der LMU München,

16. - 18. Februar 2011

 

Das linguistische und das literaturwissenschaftliche Promotionsprogramm

der Ludwig-Maximilians-Universität München laden zur Einreichung von

Beiträgen zu der interdisziplinären Tagung Über Grenzen sprechen.

Mehrsprachigkeit in Europa und der Welt ein. Die Konferenz, die von

Mittwoch, 16. Februar, bis Freitag, 18. Februar 2011, in München

stattfinden wird, widmet sich folgenden vier Themenschwerpunkten:

 

I. Eigensprache und Fremdsprache

Die Begegnung mit der Sprache des Anderen kann die eigene Sprache als

potenzielle 'Fremdsprache' erscheinen lassen. Dieses Panel lädt dazu

ein, sich Gedanken über das Fremde (in) der eigenen Sprache zu machen

und darüber, was fremde Sprachen fremd macht. Was sagen

Missverständnisse, Nichtverstehen und die Erfahrung sprachlicher Grenzen

über das Sprachverständnis einer bestimmten Person oder einer

Sprachgruppe aus? Nicht nur die Konfrontation mit anderen Sprachen lässt

die eigene Sprache als Fremdsprache erscheinen: Auch die literarische

Verwendung von Wörtern oder einfach nur die Isolation des einzelnen

Ausdrucks kann ein Entfremden zur Folge haben. Karl Krauss formulierte:

"Je länger man ein Wort anschaut, umso fremder schaut es zurück." Welche

literarischen Verfahren rufen solche Effekte hervor? Lässt sich eine

Entfremdung (von) der eigenen Sprache aus linguistischer Sicht

beschreiben? Aus interdisziplinärer Perspektive stellt sich zudem die

Frage, ob eine derartige Entfremdung verstärkt beispielsweise beim

Erwerb von Fremdsprachen zu beobachten ist und inwiefern es umgekehrt

die Erstsprache ist, die Lernerfolg und -strategien beeinflusst.

 

II. Macht und Resistenz

Sprachliche Begegnungen gestalten sich nicht immer als ein

Aufeinandertreffen gleichberechtigter Partner. Insbesondere in

(post-)kolonialen Kontexten wird Sprache als Machtinstrument eingesetzt.

Aber auch im innereuropäischen Rahmen werden politische Konflikte oft

durch die Konfrontation von 'kleineren' Sprachen mit offiziellen

Landessprachen deutlich. Wie treffend ist beispielsweise der Max

Weinreich zugeschriebene Ausspruch, eine Sprache sei "ein Dialekt mit

einer Armee und einer Marine"? Dieses Panel ist der Rolle von

Minderheitssprachen, Amtssprachen und Sprachverboten gewidmet. Wie wird

das eine gegen das andere abgegrenzt? Wie werden politische und soziale

Zugehörigkeiten über Sprachen und Dialekte definiert? Wie wirkt es sich

ggf. auf die Kultur einer Bevölkerungsgruppe aus, wenn dieser eine

Sprache aufgezwungen wird? Mit welchen Strategien begegnet man der

Sprache des Unterdrückers? Im südamerikanischen und afrikanischen

postkolonialen Kontext spielen intertextuell geprägte "Writing

Back"-Strategien eine wichtige Rolle - hier soll nicht zuletzt auch

untersucht werden, ob es ähnliche Versuche innerhalb Europas gibt.

 

III. Sprachkontakt und Hybridisierung

Das Aufeinandertreffen mehrerer Sprachen hinterlässt Spuren:

Kreolsprachen und andere sprachliche Hybridisierungen wie Spanglish im

Kontext der lateinamerikanischen Diasporen in den Vereinigten Staaten

sind nur zwei Beispiele. Auch die 'Adoption' einzelner Ausdrücke, etwa

durch den internationalen Einfluss der englischen Sprache, wirft ein

interessantes Licht auf die Rolle von Sprachkontakten in Zeiten der

Globalisierung. Im Gegensatz zu Panel II sollen hier vorrangig die

produktiven Aspekte sprachlicher Begegnungen und Aneignungen untersucht

werden. Eine Zwischenposition im Netz aus Macht und sprachlicher

Kreativität nehmen Übersetzer- und Dolmetscherfiguren ein, die Kontakte

zwischen unterschiedlichen Sprachgruppen steuern. Damit können sie zum

Verräter der eigenen wie der fremden Sprache werden, aber gleichzeitig

auch beide Sprachen und Kulturen bereichern und formen. Neben den

offensichtlichen Einflüssen von Sprachen aufeinander interessieren in

diesem Panel auch solche Konvergenzen, die den Sprechern nicht

unmittelbar bewusst werden. Dabei ist auf diachroner Ebene z.B. an

Sprachbundphänomene zu denken oder in synchroner Hinsicht an

Assimilierungserscheinungen (etwa phonetisch-phonologischer Art) im

einzelnen Diskurs.

 

IV. Kunstsprache und Sprachutopien

Als 'Kunstsprachen' kann man einerseits die Sprachen der Künste

bezeichnen - als spezifische Sprachen in einer Welt der

Mehrsprachigkeit. Wodurch grenzen sich Sprachen der Literaturen von

anderen Sprachen ab? Andererseits sind 'Kunstsprachen' auch planvoll

erfundene, 'künstliche Sprachen'. Zu denken wäre etwa an (utopische oder

konkrete) Sprach-Entwürfe, die auf Mehrsprachigkeit reagieren - zum

Beispiel Universalsprachen, transparente Objekt-Sprachen, Ursprache(n),

Metasprache, Ideen zu global verständlichen Plansprachen wie Esperanto

oder Volapük, Geheimsprachen oder eben auch bestimmte Konzeptionen

literarischer Sprache. Desweiteren soll die Künstlichkeit bestimmter

existierender Sprachen untersucht werden, etwa - folgt man Thomas S.

Kuhn - die der Wissenschaftssprachen als Sprachen, die jeweils von

paradigmatischen Forschungsbeiträgen eingeführt und von Lehrbüchern

reproduziert werden, prinzipiell inkommensurabel sind, und

Mehrsprachigkeit hegemonial zu begrenzen versuchen. Nicht zuletzt gilt

es, so etwas wie ein Politisches der Konstitution von Kunstsprachen zu

erwägen.

 

Organisatorisches

Abstracts können bis Ende November 2010 von Doktoranden und

Postdoktoranden eingereicht werden und sollten nicht mehr als 400 Wörter

(inklusive Auswahlbibliographie) umfassen. Die Auswahl der Teilnehmer

erfolgt bis Mitte Dezember. Die Vorträge sollten für etwa 20 Minuten mit

anschließender Diskussion konzipiert sein und können auf Deutsch oder

Englisch gehalten werden. Eine Auswahl von Beiträgen wird in einem

Tagungsband der Reihe languagetalks publiziert werden.

 

Die einzelnen Panels werden von folgenden Gastrednern eröffnet: Yaron

Matras (Manchester), Manfred Schmeling (Saarbrücken), Ludwig M.

Eichinger (Mannheim) und Ottmar Ette (Potsdam).

 

Bitte senden Sie Ihr Abstract bis spätestens 30. November 2010 an

languagetalks11@lrz.uni-muenchen.de

 

Von:  ProLit/LIPP

Publiziert von: jd