CfP: Les conditions de la circulation transfrontalière des informations médiatiques en Europe et dans la Grande Région
- Ort: Metz, Frankreich (Université Paul Verlaine)
- Beginn: 21.01.11
- Ende: 22.01.11
- Disziplinen: Medien-/Kulturwissenschaft
- Sprachen: Französisch
- Frist: 31.10.10
Obwohl die Europäische Union sich in einem kontinuierlichen Prozess der Integration befindet, besteht noch kein den Kontinent umspannender öffentlicher Medienraum. Jedes Land besitzt seine eigene Mediensphäre, die sehr stark an seine spezifischen Institutionen und seine politische Geschichte gebunden ist. Die Informationen verbreiten sich schlecht zwischen den Ländern, und es ist problematisch, von einer Europäischen Identität zu sprechen – wie etwa die geringe Partizipation bei Wahlen zum Europäischen Parlament zeigen.
Die Großregion (Saarland, Lothringen, Luxemburg, Rheinland-Pfalz, Wallonien) ist besonders gut geeignet, um den Prozess der Bildung eines transnationalen öffentlichen Raumes zu untersuchen. Das Gebiet stellt eine große sprachliche, kulturelle, wirtschaftliche und politische Vielfalt dar. Gleichzeitig hat sie aber Dank der hohen Mobilität ihrer Bevölkerung (für die Arbeit und die Freizeit) und Dank der institutionellen Kooperationen (insbesondere zwischen Gebietskörperschaften auf lokaler und regionaler Ebene) eine wahrhaft grenzübergreifende Dimension und stellt eine einzigartige Form von « Europäischer Identität » dar.
Dieses Gebiet erlaubt unter anderem, die Konstellationen und Faktoren zueinander in Bezug zu stellen, die die Rahmenbedingungen des internationalen Informationsflusses erklären können: Sprachen, die mehreren Ländern gemein sind, wie Französisch und Deutsch, aber auch Länder, die mehrere Sprachräume (Luxemburg und Belgien) umfassen; wirtschaftliche und industrielle Profile, die einander in einigen Fällen auf beiden Seiten der Grenze sehr ähneln (Fensch-Tal, Wallonien, Saarland), die aber auch große Unterschiede aufweisen können (so unterscheiden sich die erwähnten industriellen Regionen beispielsweise vom luxemburgischen Finanzplatz, von den universitären und dienstleistungsorientierten Aktivitäten in Trier und der landwirtschaftlichen Struktur nördlich der Meuse); nationale Geschichten und politische Kulturen sowie Institutionen und staatliche Organisationen ganz unterschiedlicher Natur. Die Großregion ist also nicht nur ein „Labor“ der Europäischen Integration, sondern auch ein ausgezeichneter Standort, um zu verstehen, welche Eigenschaften einen „Europäischen Medienraum“ ausmachen könnten.
Das vom CREM („Centre de Recherche sur les Médiations“) initiierte Lehr- und Forschungsprogramm wird in vergleichender Perspektive die Medienbotschaften (und deren Produktionsbedingungen), sowie ihre Rezeption (insbesondere die soziale Aneignung durch unterschiedliche Rezipientengruppen) untersuchen. Es geht darum, die strukturellen Faktoren zu erfassen, die die mediale Verbreitung von Informationen – und deren Nicht-Verbreitung – beeinflussen können. Welche Informationsangebote verbreiten sich über die Grenzen hinweg? Welche Faktoren machen diesen Informationsfluss möglich? Was sind auf der anderen Seite die sozialen, ökonomischen und kulturellen Hinderungsgründe, die einer Verbreitung der Informationen im Weg stehen?
Call for Papers und Tagungsprogramm
Der erste Vormittag (Freitag, 21. Januar) wird der Untersuchung grenzübergreifender sozio-ökonomischer und sozio-kultureller Rahmenbedingungen gewidmet sein, sei es in der Großregion oder anderswo in Europa. Eine Analyse der Produktion, der Verbreitung und der Aneignung von Kulturgütern kann nicht vom Verständnis der jeweiligen Rahmenbedingungen losgelöst werden, seien diese nun wirtschaftliche und politische Strukturen eines Gebietes oder einer Gesellschaft oder aber die Rahmenbedingungen seiner Geschichte, seiner Werte und seiner sozialen Repräsentationen.
Beiträge zur Tagung können Methoden oder wissenschaftliche Befunde aus Studien vorstellen, die in der Großregion oder in anderen europäischen Grenzräumen mit ähnlichen Eigenschaften durchgeführt wurden (z.B.: Niederlande/Deutschland; Frankreich/Belgien; Elsass/Deutschland/Schweiz; Deutschland/Dänemark oder Deutschland/Polen).
Der Nachmittag des Freitags, d. 21., und der Vormittag des Samstags, d. 22. Januar, sind den drei zentralen Achsen des Lehr- und Forschungsprojekts gewidmet:
Das Angebot an grenzübergreifenden Informationen
Diese Achse umfasst wirtschaftliche und soziologische Ansätze zu den unterschiedlichen Medien, die in der jeweiligen Grenzregion verfügbar sind (Eigentumsverhältnisse der Medienunternehmen, Kapitalverflechtungen, wirtschaftliche Kooperationen, Umfang und Profil von Publika bzw. Leserschaften), Inhaltsanalyse der Presseangebote, der audiovisuellen Medien und Onlinemedien. Besondere Aufmerksamkeit wird den mehrsprachigen Aktivitäten von Presseunternehmen gewidmet (mehrsprachige Zeitungen, grenzübergreifende Beilagen) sowie den neuen grenzübergreifenden Medienangeboten und Kommunikationsforschern (Mobilkommunikation, soziale Netze für das Web, spezifische Webangebote wie „lesfrontarliers.lu/diegrenzgaenger.lu“).
Journalistische Praktiken und Produktion von Informationen
Hier geht es darum, die soziokulturellen Merkmale der Redaktionen und ihrer Journalisten zu erfassen, ihre beruflichen Kulturen, Routinen und ihren Habitus. Da Information immer ko-konstruiert wird, soll auch der Einfluss anderer Akteure der Medienwelt berücksichtigt (Vereine von Grenzgängern, regionale Einrichtungen, Vermittelnde Organisationen, Vertreter der Politik, usw.), sowie der Einfluss journalistischer Berufsnetzwerke (IPI-Presse interrégionale, Mediennetzwerk SaarLorLux u.ä.)
Rezeptions- und Aneignungsformen der Informationen
Die Rezeption von Informationen zu untersuchen, setzt voraus, dass man die sozialen Merkmale der unterschiedlichen Publika der verschiedenen Medien differenziert betrachten in Hinblick auf ihre sozialen Formen der Aneignung und ihre Nutzungsweisen der Medientexte. Eine besondere Aufmerksamkeit wird den jungen Generationen gewidmet und den Nutzungsformen neuer Kommunikationstechnologien wie des Mobiltelefons, des mobilen Internet und der sozialen Netzwerke. Sind diese Mittel Träger einer verstärkten Verbreitung von Informationen über die Grenzen hinweg? Ermöglichen sie die Herausbildung sozialer und kultureller Normen, die die Grenzen überschreiten? Auch die Frage der Multikulturalität und der Hybridisierung wird angesprochen anhand von Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund, ob sie nun aus den angrenzenden Ländern stammen oder aus Drittländern. Welche kulturellen Aneignungsprozesse werden hier auf das Medienangebot angewendet?
Die Beiträge werden auf französisch und auf deutsch durchgeführt, mit Simultanübersetzung in beide Sprachen.
Sie können Arbeiten vorstellen, die noch nicht abgeschlossen sind, oder eine Bestandsaufnahme der bestehenden Forschung zu jeder der drei Achsen bieten. Sämtliche Einreichungen sind willkommen, die dem Lehr- und Forschungsprogramm „Infotransfront“ gerecht werden und einer der drei genannten Achsen entsprechen. Der Call for Papers ist offen für sämtliche humanwissenschaftliche Disziplinen: Medienforschung und Kommunikationswissenschaft, Soziologie, Politische Wissenschaft, Geschichte, Geographie, Germanistik, Romanistik, Wirtschaftswissenschaften, usw.
Einreichungen und Auswahlverfahren
Form der Einreichung
Ungefähr 8.000 Zeichen (« extended abstract »), Literaturverweise nicht mitgezählt.
In französischer oder deutscher Sprache.
Deadline
31. Oktober 2010.
An die folgende Adresse: infotransfront@gmail.com.
Auswahlverfahren
Selektion durch die Auswahlkommission (Organisatoren und Beirat) auf Basis eines Review-Verfahrens (double blind).
Mitteilung über Annahmeentscheidung
30. November 2010.
Tagungsband
Im Anschluss an die Tagung entscheidet die Auswahlkommission, welche Beiträge in einem Tagungsband veröffentlicht werden. Dafür kann um eine Überarbeitung gebeten werden.
Lenkungsausschuss des Lehr- und Forschungsprogramms « Infotransfront »
Vincent Goulet
Centre de Recherche sur les Médiations/ Universität Nancy 2
Philippe Hamman
Centre de Recherche et d'Etude en Sciences Sociales/ Universität Straßburg
Christian Lamour
Unité de Recherche GEODE (Géographie et Développement) - CEPS/INSTEAD (Luxembourg)
Nicolas Hubé
Centre Européen de Sociologie et de Science Politique / Universität Paris 1
Corine Martin
Centre de Recherche sur les Médiations/ Universität Metz
Bénédicte Toullec
Centre de Recherche sur les Médiations/ Universität Nancy 2
Christoph Vatter
Fachrichtung Romanistik/ Universität des Saarlands
Thilo Von Pape
Institut für Sozialwissenschaften/ Universität Hohenheim
Christian Wille
Forschungseinheit IPSE (Identités, Politiques, Société, Espaces)/ Universität Luxemburg
Wissenschaftlicher Beirat
Zusätzlich zu den Mitgliedern des Lenkungsausschusses wird die Tagung betreut von den Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats (die angefragt wurden oder bereits zugesagt haben):
Stefanie Averbeck-Lietz (angefragt)
Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft
Universität Leipzig
Maurice Blanc
Emeritierter Professor der Soziologie
Universität Straßburg
Annik Dubied
Fakultät für Soziologie
Universität Genf
Bernard Francq
Professor an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und Kommunikation EPSO/UCL
Michel Grunewald
Professor der Germanistik
Universität Metz, CEGIL
Uwe Hasebrink (angefragt)
Hans-Bredow-Institut für Medienforschung
Universität Hamburg
Marc Lits
Observatoire du Récit Médiatique
Katholische Universität Leuwen
Hans-Jürgen Lüsebrink
Professor der Romanistik
Universität des Saarlands
Thorsten Quandt
Professor der Kommunikationswissenschaft
Universität Hohenheim
Stefan Seidendorf
Deutsch-Französisches Institut, Ludwigsburg
Jean-Michel Utard (angefragt)
Professor der Informations- und Kommunikationswissenschaft
Universität Straßburg
Jacques Walter
Professor der Informations- und Kommunikationswissenschaft
Universität Metz
Frank Wilhelm
Professor für französische und französischsprachige Literatur
Universität Luxemburg
Allgemeine Präsentation des Lehr- und Forschungsprogramms « Infotransfront »
Diese Tagung eröffnet ein grenzübergreifendes Lehr- und Forschungsprogramm, das drei Hauptziele verfolgt:
- Ein Netzwerk von Forschern aus Frankreich, Deutschland, Belgien und Luxemburg entwickeln, die zu der grenzübergreifenden Verbreitung von Informationen arbeiten. Dieses Netzwerk wird die erste Etappe für die Herausbildung eines interdisziplinären Forschungsteams darstellen.
- Den Forschungsstand aufarbeiten und dafür Bestandteile laufender Forschungsarbeiten zusammenbringen, um einen ersten gemeinsamen Diskussionsraum aufzuspannen.
- Forschungsfragen und Methoden hervorbringen, die als Struktur für eine zukünftige vertiefende Feldstudie dienen können.
Im Anschluss werden nach dem folgenden vorläufigen Zeitplan eintägige Workshops zu jeder der untersuchten Achsen organisiert:
- April 2011: Workshop 1: Das Angebot grenzübergreifender Informationen
- Oktober 2011: Workshop 2: Journalistische Handlungsweisen und Produktionsbedingungen von Informationen
- Januar 2012: Workshop 3: Rezeption und Aneignung von Informationen durch die Bewohner der Großregion.
Über die geplanten Sitzungen hinaus werden die Workshops mit Doktoranden sowie jungen und fortgeschrittenen Forschern eine eigenständige informelle Funktion erfüllen. Sie werden sich zusammensetzen aus Teilnehmern der internationalen Tagung und anderen Persönlichkeiten (Praxisvertretern, Experten). Die konkreten Formen des Austauschs („Arbeitsgruppen“ zu vorläufigen Ergebnissen, „Impulsreferate“, Diskussionen zu programmatischen Forschungsperspektiven oder zu explorativen Studien usw.) werden für jeden Workshop einzeln bestimmt.
Die Workshops werden in Metz und Saarbrücken stattfinden.
Im Mai 2012 wird, über eineinhalb Tage verteilt, der zusammenfassende Workshop zu diesen Arbeiten stattfinden, gleichzeitig als Vorbereitung für die abschließende Tagung.
Dieser Workshop wird in Saarbrücken stattfinden.
September 2012 (ein halber Tag mit Abend): Tagung mit Präsentation von Ergebnissen an ein breiteres Publikum, an Praxisvertreter der Medienwelt und an öffentliche Institutionen, insbesondere die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften: „Rahmenbedingungen der grenzübergreifenden Verbreitung von Informationen in der Großregion: ein erster Ansatz für einen Europäischen Medienraum“
Es ist geplant, diese Tagung in Luxemburg abzuhalten.
Das Lehr- und Forschungsprogramm « Infotransfront » wird schon jetzt unterstützt vom Interdisziplinären Zentrum für Deutschlandstudien und -forschung („Centre interdisciplinaire d’études et de recherches sur l’Allemagne“, CIERA), vom Netzwerk „QuattroPole“ (Städte Metz, Luxemburg, Saarbrücken, Trier), von den Graduiertenkollegs der Universitäten Metz und Nancy sowie der anderen Partner. Das Projekt gliedert sich auch in weitere grenzübergreifende Universitätsprogramme ein: Zu diesem Zweck wurde die Deutsch-Französische Hochschule angefragt, ebenso wie die Universität der Großregion (Universitäten Nancy, Metz, Luxemburg, Saarbrücken, Trier, Lüttich und Kaiserslautern) und die „Maison des Sciences de l’Homme“ Lothringen (MSH) und die regionalen Gebietskörperschaften auf allen Seiten der vier Grenzen. Ziel ist, eine Dynamik der nachhaltigen Zusammenarbeit zwischen Forschern der unterschiedlichen Länder zu erzeugen und Masterstudenten sowie Doktoranden eng einzubinden, die an diesen Themen arbeiten.
Publiziert von: Kai Nonnenmacher