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06.10.2010

CfP: Orte der Imagination - Räume des Affekts: Die mediale Formierung des Sakralen (1100 - 1600)

  • Ort: Göttingen
  • Beginn: 30.03.11
  • Ende: 01.04.11
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Sprachenübergreifend
  • Frist: 31.10.10

Orte der Imagination - Räume des Affekts:

Die mediale Formierung des Sakralen (1100 - 1600)

 

Göttingen, 30.03.-01.04.2011

 

Veranstaltet von:

Heike Schlie, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin

Elke Koch, Seminar für Deutsche Philologie, Georg-August-Universität Göttingen

 

CALL FOR PAPERS

 

Die Kultur des christlichen Mittelalters ist wesentlich durch die Bedeutung von

heiligen Orten und sakralen Räumen bestimmt. Jerusalem als die Stätte von

Christi Passion gilt als die Mitte der irdischen Welt, verweist auf das

Himmlische Jerusalem und bildet sich an anderen Orten ab und in sie ein. Städte organisieren sich baulich und rituell auf der Grundlage von sakralen

Topographien. In Prozessionen und in der geistigen Pilgerschaft entstehen

mentale Räume und Orte, in denen Realort und Heilige Stätte überblendet werden.

In gemeinschaftlichen und individuellen religiösen Praktiken sind heilige Räume in besonderer Weise als Affekträume bestimmt, das gilt beipielhaft für eine an bestimmten Orten und in bestimmten Räumen ausgeübte emotional-somatische Compassio als Teilhabe und Reenactment der Passion. Dabei werden Orte und Räume nicht nur mit sakraler Bedeutung aufgeladen. Der Kontakt mit dem heiligen Raum und die in ihm vollzogenen Handlungen wirken auf die beteiligten Dinge und Personen im Sinne einer sakramentalen Wandlung.

Die Bedeutung und Wirksamkeit heiliger Orte und sakraler Räume erwächst, so unsere These, aus medialen Praktiken wie der Abgrenzung und Anordnung durch Architektur und der Gestaltung durch Kunst, Musik und Wort. Ihr Bestand und ihre Erfahrbarkeit wird durch Performanzen gewährleistet, die von diesen Medien angestoßen und geleitet werden. Die geplante Tagung soll Impulse geben, über die Relation zwischen Medien und (heiligen) Räumen nachzudenken und diese als produktiv und transformativ zu beschreiben. Als einen Ansatzpunkt schlagen wir das Konzept medialer Praktiken vor, das uns geeigneter als die herkömmliche Differenzierung von Produktion und Rezeption erscheint, um zu erschließen, wie sakrale Topographien nicht nur konstituiert, sondern auch wirksam werden.

Mediale Praktiken involvieren Bilder, Texte, Musik, Ritual und theatrales Spiel;

hier können auch Reliquien und die eucharistischen Gestalten als Medien verstanden werden. Auf welche Weise sind solche Medien an den Übertragungen und Markierungen von Sakralität realer Räume und Orte beteiligt? Wie ist die Rolle imaginärer, virtueller und affektiver Räume zu konzipieren? Wie werden sakrale Topographien vernetzt?

Ein weiterer Ansatzpunkt liegt in der Frage nach einem medialen Raum, der den Medien selbst zu eigen ist und von ihren jeweiligen formalen, materiellen und technischen Bedingungen bestimmt wird. Beispiele sind Eingangsminiaturen von Handschriften des Mittelalters, die als Portale ausgebildet sind und eine Räumlichkeit des dahinter liegenden Textes definieren; oder Bilder, die nicht nur einen illusionistischen Raum zeigen, sondern ihn als medialen Raum konkret auf die Rezeptionssituation des Betrachters beziehen. Prozession und Spiel bilden ebenfalls eigene mediale Räume aus. In der Untersuchung der medialen Räume der Texte, Bilder, Musik etc. soll gerade nicht die Frage ihrer zu dekodierenden Bedeutung gestellt werden. Im Unterschied zu Ansätzen, die - in der Tradition mittelalterlicher Hermeneutik - eine Exegese sakraler Architektur und liturgischer Vollzüge unternehmen, liegt der Fokus hier auf dem medialen Raum, seiner Faktur sowie seiner affektiven und (quasi)sakramentalen Wirksamkeit. In diesem Zusammenhang können sich neue Überlegungen zu Konzepten wie "Imagination", "virtueller Raum" und "Affektraum" ergeben. Außerdem wäre zu fragen, in welchem Verhältnis die Topologien und Topographien der Ars Memorativa zu den Organisationen heiliger Räume und Orte stehen.

Erwünscht sind Beiträge zum christlichen Mittelalter und zur frühen Neuzeit

(Kulturwissenschaften, Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte,

Literaturwissenschaften, Musikwissenschaft, Religionswissenschaft, Theologie),

die zwei oder mehrere der unten genannten Bereiche verbinden. Eventuell sind

auch ergänzende Vorträge zu ähnlichen Phänomenen in anderen Religionen und außerhalb dieser zeitlichen Eingrenzung denkbar.

 

- Raum und Affekt

- Artefakte und Texte, die Orte konstituieren und transferieren

- Raumbildende Artefakte (Architektur, Microarchitektur)

- Artefakte, die einen bestehenden Raum ordnen bzw. variieren (Bsp.

Klappretabel)

- Mediale Praktiken im Raum

- Mediale Verschränkungen von Räumen und Überblendungen von verschiedenen Orten

- Raum in der Mnemotechnik und in der Imagination

 

Tagungssprachen sind Englisch und Deutsch. Übernachtungskosten werden

übernommen, Reisekosten nach Absprache.

 

Exposés im Umfang von max. 600 Wörtern bitte bis zum 31. Oktober per

Email an: Heike Schlie, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung,

Berlin, schlie@zfl-berlin.org

Elke Koch, Georg-August-Universität Göttingen, ekoch1@gwdg.de

 

Dr. Heike Schlie

Zentrum für Literatur- und Kulturforschung

Schützenstr. 18

D-10117 Berlin

Tel: ++49 / (0)30 / 20192-301

E-Mail: schlie@zfl-berlin.org

 

 

Prof. Dr. Elke Koch

Seminar für Deutsche Philiologie

Käte-Hamburger-Weg 3

D 37073 Göttingen

Tel: ++49 551 39 7076

E-Mail: ekoch1@gwdg.de

 

Von:  Sabine Zimmermann/ZfL

Publiziert von: jd