CfP: Politische Kultur in Frankreich zwischen Revolution und Restauration. Formen, Funktionen, Metamorphosen
- Ort: DHI, Paris
- Beginn: 30.09.09
- Disziplinen: Medien-/Kulturwissenschaft
- Sprachen: Französisch
- Frist: 01.08.09
Deutsches Historisches Institut
Institut historique allemand, Paris
30.09.2009-09.12.2009, 75003 Paris, 8 rue du Parc-Royal
Politische Kultur in Frankreich zwischen Revolution und Restauration.
Formen, Funktionen, Metamorphosen.
Die bewegten Jahrzehnte um 1800 waren – neben anderen Faktoren –
gekennzeichnet durch ein enges Wechselverhältnis von kultureller
Produktion und gesellschaftlicher Sinngebung. Die politischen Umbrüche
stellten mit ihrer Ereignisdichte ein umfangreiches Reservoir an Themen
und Motiven zur Verfügung, das im Medium von Karikaturen,
Presseberichten, Büchern, Pamphleten, Gemälden oder Chansons immer
wieder zitiert, umgedeutet und aktualisiert wurde. Zugleich waren alle
Regierungen Frankreichs – verstärkt seit 1789 – darum bemüht, aktiv
Kulturpolitik zu betreiben und sich der Künste und Wissenschaften zu
versichern – sei es durch Unterstützung, Anerkennung und Patronage oder
durch Regulierungen und Verbote.
Die gegenseitige Durchdringung von politischer und kultureller Sphäre –
so zeigen zahlreiche Forschungsarbeiten – zählt zu den Charakteristika
der französischen Geschichte in der Folge der Revolution. Weitaus
weniger untersucht sind dagegen die komplexen Zusammenhänge medialer
Produktion und Rezeption, in denen zwischen 1780 und 1830 eine
vielschichtige Neuausrichtung von Kunst und Kultur erkennbar wird, und
in denen sich eine „Kultur der Revolution“ herausbilden konnte. So
beeinflussten beispielsweise rechtliche Rahmenbedingungen wie die
Presse- und Zensurgesetzgebung die Inhalte und den Verbreitungsgrad von
Bildern und Texten ebenso wie technische Entwicklungen im Bereich der
Druckgraphik. Auf inhaltlicher Ebene lassen die Langlebigkeit und der
Bekanntheitsgrad einzelner Bildmotive, Texte und Zitate auf eine
tiefgreifende Politisierung der Medienlandschaft schließen.
Die Untersuchung einer politischen Kultur in der Folge der Französischen
Revolution betont im Gegensatz zu politikgeschichtlichen Zäsur- und
Epochenbezeichnungen das grundsätzliche Spannungsfeld von Revolution und
Reaktion/Restauration zwischen 1780 und 1830. Ihre Ausdrucksformen
werden nicht hierarchisch als Hoch- oder Populärkultur charakterisiert,
sondern als Resultate eines komplexen Wechselspiels aus
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, staatlicher Kulturpolitik und
konkreten Produktions- und Rezeptionszusammenhängen analysiert.
Mit einer Reihe von Tables rondes setzt das Deutsche Historische
Institut Paris das im Herbst 2008 begonnene Forschungsprojekt zu
französischer Kulturpolitik und politischer Kultur um 1800 fort. Die
einzelnen Veranstaltungen werden ab September 2009 alle zwei Monate
mittwochs nachmittags im DHIP stattfinden. Pro Sitzung sind jeweils zwei
Vorträge von 30 Minuten mit anschließender Diskussion vorgesehen. Die
Ausschreibung richtet sich an Historiker, Kunsthistoriker, Literatur-,
Musik- und Theaterwissenschaftler, die zum beschriebenen Themenkomplex
forschen.
Mögliche Fragestellungen für Vorträge sind:
- Welche rechtlichen Rahmenbedingungen bestimmen die mediale
Produktion (z B. Debatten um Presse- und Zensurgesetz, Urheberrecht)?
- Lassen sich Brüche und Kontinuitäten in der staatlich initiierten
Kulturpolitik nachvollziehen (z.B. Museums-, Ausstellungs- und
Theaterpolitik, Künstlerförderung)?
- Wie wird eine Erinnerungskultur der Revolution institutionalisiert
und kanonisiert?
- Welche Rolle spielen personelle Kontinuitäten und Generationsbrüche
für eine politische Kultur zwischen 1780 und 1830?
- In welchem Verhältnis stehen politische Ereignisse und Entwicklungen
und die Herausbildung spezifischer Veröffentlichungsformen,
Textgattungen oder Bildmotive?
- Bieten sich vergleichende Perspektiven zu anderen Ländern an?
- Welche Symbolsprachen werden von unterschiedlichen
gesellschaftlichen und politischen Gruppierungen verwendet und wie
bilden sie sich heraus?
Interessenten bewerben sich bitte mit einem kurzen Lebenslauf, einem
Themenvorschlag (Abstract von ca. 300 Wörtern) und Angaben zu möglichen
Vortragsterminen bis zum
1. August 2009 bei der Forschungsgruppe des Deutschen Historischen
Instituts Paris (bklesmann@dhi-paris.fr).
Bernd Klesmann
8 rue du Parc-Royal
75003 Paris
+33 1 44 54 23 80
+33 1 44 54 24 15
bklesmann@dhi-paris.fr
Publiziert von: Kai Nonnenmacher