CfP: Räume der Passion: Raumvisionen, Erinnerungsorte und Topographien des Leidens Christi in Mittelalter und Früher Neuzeit
- Ort: Universität Frankfurt, Campus Westend, Casino
- Beginn: 08.07.11
- Ende: 10.07.11
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
- Sprachen: Italienisch, Sprachenübergreifend
- Frist: 20.01.11
Die Passion Christi ist eines der zentralen Narrative der europäischen Kultur. Die Steigerung der verschiedenen Leidensstufen bis hin zum Kreuzestod und die anschließende Umkehrung durch Auferstehung und triumphale Himmelfahrt haben nicht nur ein nachhaltiges Modell für die Interdependenz von Leid und Erlösung formuliert, sondern genauso ein Konzept zeitlicher Entwicklung. Lebenszeit, Tod und die Überwindung von Zeitlichkeit sind hier paradigmatisch verknüpft. Die Zeitstruktur der Passionsgeschichte hat gleichermaßen Literatur, Musik und bildende Kunst geformt sowie mit Stundengebeten oder Festtagsliturgien das Leben der Gläubigen. Ist diese zeitliche Dimension der Passion Christi evident, so ist ihre räumliche noch herauszuarbeiten.
Ausgehend von den aktuellen Reflexionen über Räumlichkeit möchten wir untersuchen, welche Konzepte des Raumes mit der Passion Christi entwickelt werden. Die Orte des Leidens werden als heilige Orte aufgesucht und umgestaltet. Sie dienen als Vorbild für Erinnerungsorte, welche die biblische Topographie imitieren oder sie durch Bildwerke und Reliquien, Liturgien und Prozessionen evozieren. Bei Kreuzwegen, Sacri Monti und Passionsspielen überlagern, verschmelzen oder reiben sich "reale" und "fiktive", erinnerte und präsente, alltägliche und sakrale Räume.
Auch Passionsbilder entwickeln Formen räumlicher Hybridisierung, wenn sie die sakrale Topographie in vertraute Landschaften versetzen und die narrative Struktur der Passion in eine räumliche Organisation übersetzen. Der Ort der Bilder - in einem Buch, auf einem Altar oder als Teil eines Freskenzyklus - bestimmt indes ihr Verhältnis zum Betrachter und strukturiert dessen Raum. Dabei ist der vielleicht wesentlichste Raum, in dem die Passion visualisiert und aktualisiert wird, der "innere" Raum des Betrachters, seine Imagination, die wiederum durch die äußeren Bilder geprägt ist.
Die Tagung soll untersuchen, wie der Raum der Passion durch Frömmigkeitspraktiken und theologische Konzepte, durch Bildmedien und Darstellungsverfahren, durch Pilgerreisen und kartographische Entwicklungen geformt wurde. Der zeitliche Rahmen reicht vom Mittelalter bis in die Zeit der Konfessionalisierung. Beiträge sind aus einem breiten Spektrum von Disziplinen erwünscht, das Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft, Theaterwissenschaft, Geschichte, Religionsgeschichte, Theologie und verwandte Fächer umfasst.
Die Tagung findet mit freundlicher Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung vom 8. 7.-10. 7. 2011 als Veranstaltung des Kunstgeschichtlichen Instituts und des Forschungszentrums für Historische Geisteswissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt statt. Vorschläge für einen maximal 30-minütigen Vortrag sollten nicht mehr als eine Seite umfassen und durch einen kurzen Lebenslauf sowie eine knappe Skizzierung des Forschungsrahmens ergänzt werden. Tagungssprachen sind Deutsch, Englisch und Italienisch. Kosten für Reise und Unterkunft der Referenten werden übernommen. Einsendungen sind bis zum 20. Januar erbeten an Hans Aurenhammer und Daniela Bohde (aurenhammer@kunst.uni-frankfurt.de und bohde@kunst.uni-frankfurt.de).
Kontakt:
Prof. Dr. Hans Aurenhammer
PD Dr. Daniela Bohde
Kunstgeschichtliches Institut
Goethe-Universität Frankfurt
Senckenberganlage 31
60325 Frankfurt
Publiziert von: Christof Schöch