Tagungen > Tagungsausschreibung

27.07.2012

CfP: Sektion "Diskurstraditionelles und Einzelsprachliches im Sprachwandel" beim XXXIII. Romanistentag

  • Ort: Würzburg
  • Beginn: 22.09.13
  • Ende: 25.09.13
  • Disziplinen: Sprachwissenschaft
  • Sprachen: Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch, Weitere romanische Sprachen, Sprachenübergreifend
  • Frist: 30.09.12

Der in der Romanistik erarbeitete Begriff der Diskurstraditionen hat seit seiner Einführung (Schlieben-Lange 1983; Koch 1997; 2008; Oesterreicher 2007; Kabatek 2005; Aschenberg & Wilhelm 2003) in zahlreichen empirischen Untersuchungen Anwendung gefunden (vgl. Jacob & Kabatek 2001; besonders Pons 2008), und etwa das Verhältnis von Diskurstraditionen und Diskursanalyse wurde intensiv untersucht (vgl. Schrott & Lebsanft in Vorb.). Zwar ist der Begriff im spanisch- und portugiesischsprachigen Raum sehr beliebt, doch wurde er außerhalb der Romanistik bislang kaum aufgegriffen. Und auch innerhalb der romanistischen Forschung werden inzwischen unterschiedliche inhaltliche Bestimmungen des Begriffs vorgenommen, wobei insbesondere die Abgrenzung von Textsorten (vgl. López Serena, im Druck a und b) sowie die Bestimmung des Verhältnisses von Diskurstraditionen und Einzelsprache zentrale Probleme darstellen.

 

Insofern kann das Forschungsfeld der Diskurstraditionen als eine Herausforderung gesehen werden, die weitere begriffliche Klärungen, theoretische Diskussionen und empirische Analysen erforderlich macht. Gleichzeitig eröffnen Diskurstraditionen aber auch bedeutende Chancen für die aktuelle Linguistik: Indem die Diskurstraditionen als wesentliche Manifestationsformen von Sprachlichem neben der Einzelsprache berücksichtigt werden, deutet sich eine partielle Neukonzeption von Sprache an, die vom Bewusstsein ihrer historischen Dimension und Komplexität geprägt ist (vgl. Rastier 2001).

 

Ausgehend von diesen Feststellungen soll in unserer Sektion das Verhältnis von Diskurstraditionellem und Einzelsprachlichem mit einer spezifischen Perspektivierung diskutiert werden: Diskurstraditionen sollen als Instrument der Sprachwandelforschung in den Blick genommen werden, und es soll untersucht werden, in welchem Verhältnis Diskurstraditionelles und Einzelsprachliches im Sprachwandel zueinander stehen. Einerseits kann diese Frage auf den Ablauf von Sprachwandelprozessen bezogen werden (vgl. Winter-Froemel 2008; 2011). Empirisch zu untersuchen ist hier etwa, inwiefern bestimmte Diskurstraditionen die Schaffung und Verbreitung einzelner Innovationen beeinflussen (vgl. Octavio de Toledo 2008; 2011). Andererseits können Diskurstraditionen und Einzelsprache bzw. auf die jeweiligen Gegenstände bezogenes Wissen auch als Teil der Sprachkompetenz verstanden werden. D.h. hier geht es etwa um die Frage, inwiefern das Wissen über bestimmte Diskurstraditionen und die Zugehörigkeit sprachlicher Fakten zu bestimmten Diskurstraditionen ein wesentliches Element der Sprachkompetenz darstellt, das als Erklärungsfaktor für Sprachwandel einzubeziehen ist.

 

Zu diskutieren ist schließlich, welche theoretischen und methodologischen Konsequenzen sich aus entsprechenden empirischen Untersuchungen ableiten lassen: Welche Typen von Diskurstraditionen sind – als Instrument der Sprachwandelforschung und Sprachkompetenz – wesentlich? Sollte neben Diskurstraditionen auch der Begriff des Diskurstraditionellen stärkere Berücksichtigung finden? Und welche zusätzlichen Erklärungsfunktionen bietet dieser Begriff an? Wie können die Begriffe dahingehend geschärft werden, dass sie auch für andere Philologien besser zugänglich sind? Und welche Desiderate können für die Konzipierung historischer Corpora hinsichtlich der Einbeziehung diskurstraditioneller Aspekte formuliert werden – etwa hinsichtlich der Einbeziehung eines hinreichend breiten Spektrums an Diskurstraditionen sowie hinsichtlich der diskurstraditionellen Etikettierung der Texte und ggf. Textpassagen?

 

Die skizzierten Fragestellungen deuten an, dass Diskurstraditionen und Einzelsprache als klar voneinander abgegrenzte Begriffe und Bereiche konzipiert werden können. Zugleich deuten sich aber auch verschiedene Brücken und Übergänge zwischen beiden Bereichen an, deren Analyse neue Perspektiven für die Sprachwandelforschung und für die Modellierung von Sprachkompetenz aufzeigen kann.

 

Eingeladene Vorträge

Johannes Kabatek (Tübingen)

Peter Koch (Tübingen)

Wulf Oesterreicher (München)

Lola Pons (Sevilla)

François Rastier (Paris CNRS)

Richard Waltereit (Newcastle)

 

Hinweise zur Einreichung von Abstracts

Abstracts (300-500 Wörter + Literaturangaben, mit Angabe von Name, Universität und E-Mail-Adresse) können bis zum 30. September 2012 eingereicht werden an esme.winter-froemel@uni-tuebingen.de. Eine Benachrichtigung über die Annahme erfolgt bis zum 1. November 2012.

 

Organisation

Araceli López Serena (Sevilla), Álvaro Octavio de Toledo y Huerta (Tübingen) & Esme Winter-Froemel (Tübingen)

 

Kontakt

Esme Winter-Froemel

Eberhard Karls Universität Tübingen

esme.winter-froemel@uni-tuebingen.de

Von:  Esme Winter-Froemel

Publiziert von: cs