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18.01.2012

CfP: Wechselbeziehungen zwischen Text und Bild

  • Ort: Berlin
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Sprachenübergreifend

Juni/Juli 2012

Berlin, Humboldt-Universität

- Sammelband für die Teilnahme von NachwuchswissenschaftlerInnen

- mit begleitendem Kollo­quium zum Thema:

 

Wechselbeziehungen zwischen Text und Bild - Komplementa­rität, kultureller Bezug, Analogie

 

In diesem Sammelband und dem für Juni/Juli 2012 an der Humboldt-Univer­sität anbe­raumten Kolloquium für Nachwuchswissenschaftle­rInnen (es schliesst an das Kollo­quium "Die Schrift findet zum Bild" (im Juni/Juli 2011) an), wird den ver­schieden­artigen Wech­selbe­ziehungen und -wirkungen von Texten und Bildern nachgegan­gen. Ein erster Über­blick über vielfälti­ge inhaltli­che und formale Varian­ten von Bezie­hungen zwischen literarischem Text und gemaltem Bild ergab eine Unterteilung in komplementäre und symbiotische "Schreibwei­sen". Vertiefend und erweiternd soll nunmehr drei Ansätzen einer Betrach­tung Raum gegeben werden:

 

1. Der Untersuchung "komplementärer" (kompensatorischer) Bezie­hungen zwi­schen Text und Bild, innerhalb derer sich Bild und Text nicht entsprechen, sich nicht ergänzen oder erklären (wie Bibelillustrationen, Emblemata, Merkbilder), aber dennoch aufeinander bezogen sind, in Abhängigkeit stehen bzw. sich zu einer Synthese oder Symbiose erwei­tern. Es geht um dialektisch angelegte Überschreitungen der Grenzen von Ausdrucks­weisen im jeweiligen Medium, indem kom­plementäre (kom­pensatorische) Aus­drucks­potentiale der jeweils anderen Gattung ein­bezogen werden. "Sinn" oder "Bedeutung" des schrift­stel­lerisch-bildne­ri­schen Verbundes oszillieren zwi­schen den beiden Medien, ergeben sich aus der gegen­seitigen Beein­flussung und Erweiterung. Gefragt wird hier nach intermedialen Verschränkungen sowie ob diese möglicherweise genderspezi­fisch zu differen­zie­ren sind. Keines der Medien ist vorrangig; sie stehen in einer nicht-hierarchi­schen Beziehung zuein­ander. Beispiele für gattungsüber­greifende Fusionen finden sich bei Else Lasker-Schüler, Unica Zürn, Friederike Mayrö­ker, Frida Kahlo.

 

2. Ein weiterer Ansatz der Betrachtung soll sich auf die Verbindung von getrennt ent­standenen Texten und Bildern beziehen, die allerdings kulturell verhafteten Prinzipien einer Wechselwirkung unterlagen. Hier wären geistes- und kulturgeschicht­lichen (literari­schen, philosophischen, künstlerischen) Zusammenhängen nachzugehen, transmediale Einflüsse und Übereinstimmungen zu erkennen, d.h. auch ein Netzwerk von Bezügen (anhand von Quellenstudien) zu erarbeiten. Es könnte gezeigt werden, wie Werke der bildenden Kunst bzw. der Literatur nicht selten unlösbar im Zusammenhang der aktuellen Kulturszene (ent-)stehen, wie hier auch (weibliche) Genea­logien (Bezüge zwischen LiteratInnen und KünstlerInnen) auszumachen sind. Vergleichen­de Analysen von Texten und Bildern zielen darauf ab, ihre kulturelle, auch genderspezifi­sche Zusammen­gehörig­keit festzustellen. Heraus­ragend sind hier die Beiträge von Reinhard Brandt (Philo­sophie in Bildern) über u.a. Las Meni­nas von Ve­lazquez oder Die Schule von Athen von Raffael.

 

3. Darüber hinaus fordern "analogische" Entsprechungen zur Diskus­sion heraus: Selbst wenn Text und Bild unvergleichbar ­scheinen, möglicherweise verschiedenen Epochen angehören, können sie auf analoge Ausdrucksintentionen ver­weisen. Als Beispiel sei die Darstellung des Ehebruchs in Mada­me Bovary genannt, den Flaubert literarisch verhüllt, ebenso wie Jan Vermeer van Delft in seinem Bild Das Glas Wein den Moral­bruch der Ver­führung der Dame durch den Kavalier. Der Fokus der Betrachtung läge hier auf - eventuell auch gender­spezifisch zu differenzie­rende - Darstel­lungs­techniken zum Beispiel des Unaus­gesproche­nen oder Nicht-Darge­stellten. Fragen ergeben sich, wie anhand der medial zu unter­scheidenden Darstellungs­weisen ein gleicher künstlerischer Ausdruck (z.B. des "Inne­haltens", einer "Anspannung", eines "Mo­ments höchster Dramatik") erzeugt wird. Bei einem solchen Vorgehen wären die unter­schiedli­chen Aus­druck­spotentiale von Literatur und bildender Kunst exemplarisch an ihrer zeitlosen Gegenüber­stellung bewußt zu machen. Die sich ergeben­den Parallelen beruhen nicht zwingend auf einer wechsel­seitigen Rezeption, vielmehr auf Konstanten bzw. Grund­strukturen der literari­schen und bildkünstlerischen Produktion.

 

InteressentInnen am Sammelband (2 Bände) und/oder Kolloquium nehmen bitte Kontakt auf mit:

Professor Dr. Renate Kroll, Humboldt-Universität, Philosophische Fakultät II, Unter den Linden 6, 10099 Berlin, Tel: 030-2093/5146; 030-2123.2668, renate.kroll(at)romanistik.hu-berlin de

oder mit:

Kim Carolin Holtmann, Humboldt-Universität, Philosophische Fakultät II, Unter den Linden 6, 10099 Berlin, Tel: 0163 - 574.11.17, kim.holtmann(at)gmx.de

 

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[Ergänzung, Juni 2012, cs]

 

Text und Bild - Variationen ihrer Verbindung in exemplarischen Beispielen. Vom Mittel­alter bis zur Gegenwart

 

Zeitplan und Programm

 

Montag, 25. Juni 2012

Zu kulturellen und analogen Text-Bild-Bezügen

 

Moderation: Dr. Lena Fritsch (Staatliche Museen zu Berlin)

Dr. Sebastian Karnatz (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Mün­chen): Piktorale Sinnkonstruktionen - neue Spielregeln für den Untergang Anmerkungen zur bildlichen Rezeption des Nibelungenlieds

Johannes von Müller, M.A. (Humboldt-Universität zu Berlin): "Spieglein, Spieglein an der Wand". Analogische Entsprechungen von Herrscherbild und Fürstenspiegel

Dr. Giovanni Ferroni (Post-Doc-Stipendiat des DAAD): Die störende Schrift. Molzas Briefe, seine erste Elegie und ein Porträt von Sebastiano del Piombo

Dr. Christof Schöch (Universität Würzburg): Beschreibung als Emulation von Malerei im französischen Roman des 18. Jahrhunderts

Dr. Lena Fritsch (Staatliche Museen zu Berlin): Von dunkler Dekadenz und christlicher Mystik: Beziehungen zwischen Geoffrey Hills Lyrik und präraffaelitischer Malerei

Sarah Kinzel, M.A. (Humboldt-Universität zu Berlin / Rom): Seelenlandschaften - D'Annunzios Notturno im Spiegel italienischer Landschaftsmalerei um 1900

 

Moderation: Dr. Christina Hünsche (Georg Olms Verlag, Hildesheim)

Dr. Miriam-Esther Owesle (Freie Universität Berlin): Vergoldeter Alltag. Zum poetischen Realismus als künstlerischer Reflex bürgerlichen Sehens bei Theodor Fontane und Franz Skarbi­na

Rebekka Schnell, M.A. (Ludwig-Maximilians-Universität Mün­chen / Uni­versité Paris 3): Rochen und andere Widergänger: Zur Arbeit des Bildes bei Chardin und Proust

Dr. Stephanie Marchal (Deutsches Forum für Kunstgeschichte, Paris): Julius Meier-Graefe und die 'neue' Kunstkritik

 

Dienstag, 26. Juni 2012

Zu komplementären und kompensatorischen Text-Bild-Bezügen

 

Prof. Dr. Renate Kroll (Humboldt-Universität zu Berlin): Überblick über komplementär-kompensatorische Text-Bild-Verhältnisse - am Beispiel einer Liebeslandkarte (Madeleine de Scudéry) und einer Taube, die sich irrte (Frida Kahlo)

 

Moderation: Dr. Sebastian Karnatz (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Mün­chen)

Janet Kempf, M.A. (Humboldt-Universität zu Berlin): Eine Herzensangelegenheit: Die Mnemotechnik des Mittelalters

Judith Dobler, Dipl.-Designerin MA (Hochschule für Gestaltung und Kunst, Basel): Zeichnen und Schreiben. Die Forschungen der Maria Sybilla Merian (1647-1717)

 

Moderation: Dr. Marina Ortrud M. Hertrampf (Universität Regensburg)

Dr. Marina Ortrud M. Hertrampf (Universität Regensburg): Das Zusammenspiel von literarischen und visuellen Bildern bei Elsa Triolet

Regula Bigler (M.A.) (Université de Lausanne): Text und Bild im Dialog. Zu Friedrich Dürrenmatts Ballade Minotaurus

Dr. Beatrice Nickel (Universität Stuttgart): Zur komplementären Beziehung zwischen Text und Bild in der Konkreten Poesie

Dr. des. Anna Häusler (Universität Erfurt): Zum Verhältnis von Fotografie, Zeichnung und Text bei Marcel van Eeden

 

Moderation: Dr. des. Anna Häusler (Universität Erfurt)

Dr. Susanne Gramatzki (DFG-Projekt "Künstlerbücher": Bergische Universität Wuppertal): Genre-Transgressionen. Bild-Text-Beziehungen im Werk von Claude Cahun

Dr. Christina Hünsche (Georg Olms Verlag, Hildesheim): Erzähleinfälle. Erzählausfälle. W.G. Sebalds Austerlitz

Mirko Zschaubitz (Humboldt-Universität zu Berlin): Anselm Kiefers 20 Jahre Einsamkeit – Möglichkeiten zwischen Material und Text

Dr. des. Katrin Ströbel, Künstlerin (Goethe-Universität Frankfurt): Bosnian Girls. Frauen, die vom Krieg erzählen. Arbeiten von Jenny Holzer und Sejla Kameric

Von:  via H-ArtHist

Publiziert von: cs