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27.06.2013

Die argentinische Literatur und der Film – Der argentinische Film und die Literatur

  • Ort: Universität Wien, Institut für Romanistik
  • Beginn: 05.12.13
  • Ende: 07.12.13
  • Disziplinen:
  • Sprachen:
  • Frist: 31.07.13

Nicht zuletzt durch den Oscar-Gewinn von El secreto de sus ojos rückte der argentinische Film in den letzten Jahren stärker in den Fokus der Öffentlichkeit wie auch der Forschung. Mitunter wird dabei übersehen, dass Campanellas Film auf einer literarischen Vorlage basiert, und just dieser Komplex der Literaturverfilmung soll, auf Argentinien konzentriert, im Zentrum einer Tagung am Institut für Romanistik der Universität Wien stehen.

 

Die Tagung verfolgt dabei eine doppelte Zielsetzung: Zum einen soll untersucht werden, wie argentinische Literatur durch internationale, aber auch argentinische Regisseure verfilmt wurde (wofür wohl Antonionis Blow-Up und Godards Week-end auf Grundlage von Erzählungen von Cortázar für den ersten sowie Torre Nilssons Días de odio nach Borges’ cuento für den zweiten Fall zu den bekanntesten Beispielen zählen). Diesem Komplex der Verfilmung argentinischer Literatur wurde zuletzt gerade im Hinblick auf die Klassiker neues Interesse gezollt, das sich insbesondere in der von Gonzalo Aguilar herausgegebenen Serie „Los escritores van al cine“ niederschlägt, deren erste zwei Bände (zu Arlt und Borges) in den letzten Jahren erschienen sind. Diese Verbindungen zwischen Literatur und Kino sind indes ohne Zweifel auch um die jüngere argentinische Literatur zu ergänzen.

Zum anderen soll in den Blick rücken, wie argentinische Filmemacher internationale ebenso wie argentinische Literatur auf die Leinwand bringen. Hier könnte man neben dem schon genannten Leopoldo Torres Nilsson, der nicht zuletzt wegen seiner lebenslangen Zusammenarbeit mit der Schriftstellerin Beatriz Guido und dank seiner zahlreichen Verfilmungen literarischer Vorlagen vielleicht der wichtigste Vertreter dieser Gruppe ist, an Carlos Hugo Christensen denken, der viele Theaterstücke verfilmte, oder an Luis Puenzo, der sich mit Fuentes’ Gringo viejo und Camus’ La peste an große Werke der internationalen Literatur wagte. Gerade an solchen Beispielen kann auch die Frage diskutiert werden, inwieweit Veränderungen, die die Regisseure an den Vorlagen vornehmen, durch kulturelle Konventionen bzw. Traditionen der argentinischen Filmindustrie bedingt sind. Als Beispiel für diese Frage könnte etwa die Adpation dienen, die Román Viñoly Barreto 1954 von Galdós’ El abuelo schuf, wobei er die Vorlage stark „argentinisierte“. Für eben diesen Komplex sind zudem die Co-Produktionen zu bedenken, die für die argentinische Filmindustrie eine stetig steigende Rolle spielen (nicht zuletzt befördert durch das seit 1997 bestehende Ibermedia-Programm) und die möglicherweise besondere Veränderungen literarischer Modelle verursachen. Einen Sonderfall bilden schließlich Regisseure/Schriftsteller, die ihre eigenen Romane verfilmen, wie es Lucía Puenzo mit ihren Werken El niño pez und, ganz aktuell, Wakolda getan hat. Die besonderen Bedingungen der Verfilmung eigener Texte könnten dabei als Gegenfolie zu den oben genannten beiden anderen Komplexen dienen.

 

Das Tagungsvorhaben kann sich bei allen genannten Aspekten auf die enge Beziehung stützen, die einerseits argentinische Autoren seit jeher dem Kino entgegenbringen, wobei dies bereits mit Horacio Quiroga beginnt (den man wohl mit gewissem Recht der argentinischen Literatur zuschlagen darf), dessen gesammelte Filmkritiken unter dem bezeichnenden Teil Cine y literatura vor kurzem (2007) publiziert wurden, was das derzeitige Interesse am Thema unterstreicht. Nach Quiroga zeigten Autoren wie Borges und Puig, aber auch Cortázar, Piglia und viele weitere ein derart großes Interesse am Kino, dass dieses z.T. deutlichen Einfluss auf ihre eigene literarische Produktion nahm. Andererseits hatten und haben viele argentinische Regisseure eine überaus enge Beziehung zur Literatur, was sich etwa auch an einer großen Zahl von Dokumentationen namhafter Regisseure über Schriftsteller zeigt, für welche insbesondere Tristán Bauers Dokumentationen zu Borges und Cortázar bezeichnend sind. Ohnehin bilden Dokumentationen über Autoren generell ein Themenfeld, das nähere Betrachtung verdiente und auf unserer Tagung verhandelt werden kann.

Die Aktualität des Themas kann schließlich neben Campanellas El secreto de sus ojos an weiteren erfolgreichen Filmen der letzten Jahre verdeutlicht werden, wie Las viudas de los jueves (2009), Iluminados por el fuego (2005) oder nicht zuletzt Chomskys Umsetzung von Bioy Casares’ Dormir al sol, die erst in diesem Jahr in die Kinos gekommen ist. Diese Filme geben – trotz sicher schwankender ästhetischer Qualität – einen klaren Fingerzeig, wie virulent dieser Bereich derzeit ist. Überdies gibt es momentan in Argentinien selbst viele Kolloquien, Filmreihen und Veranstaltungen zu diesem Bereich, die in unserer Tagung durch einen Blick der europäischen Romanistik, Literatur- und Filmwissenschaft ergänzt werden sollen.

 

Organisation:

Prof. Dr. Jörg Türschmann und Dr. Matthias Hausmann

 

Termin, Ort und Organisatorisches:

Die Tagung findet am Institut für Romanistik der Universität Wien von Donnerstag, 5.12.13, bis Samstag, 7.12.13, statt.

Ein Reisekostenzuschuss wird gewährt.

Die Vorträge, für die je 30 Minuten + 15 Minuten Diskussion vorgesehen sind, können sowohl in deutscher als auch spanischer Sprache erfolgen.

Ein Themenvorschlag samt kurzem Abstract (nicht mehr als eine halbe Seite) wird bis zum 31.7.13 an Jörg.Türschmann@univie.ac.at und Matthias.Hausmann@univie.ac.at erbeten.

Die ausgewählten Beiträger werden bis zum 15.8.13 verständigt.

Eine Publikation der Beiträge zum Thema ist vorgesehen.

 

Von:  Matthias Hausmann

Publiziert von: LS