Tagung: Produktive Rezeption zwischen Imitatio und Intertextualität
- Ort: Fréjus
- Beginn: 10.06.10
- Ende: 12.06.10
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
- Sprachen: Französisch, Italienisch, Sprachenübergreifend
Université de Pau et des Pays de l’Adour - Università degli Studi di Parma -
Universität Potsdam
Trilaterale deutsch-französisch-italienische Forschungskonferenz
Konzepte der Rezeption: Poetik, Ästhetik, Kulturtransfer
1. Tagung: Produktive Rezeption zwischen Imitatio und Intertextualität
Villa Clythia (CNRS), Fréjus, 10. - 12. Juni 2010
Die Poetik des Aristoteles geht davon aus, dass es sich bei Dichtung grundsätzlich um Nachahmung handele. Dieses Mimesis-Konzept, das weitgehend auf der Nachahmung von Natur basiert, verband sich im Laufe der Jahrhunderte mit dem Prinzip der Imitatio, das Horaz in seiner Poetik
als „imitatio veterum“ (Nachahmung der Alten) festlegt. Dabei handelt es sich weder um Naturnachahmung noch um schlichte Plagiate älterer
Werke, sondern um die schöpferische Auseinandersetzung mit anerkannten Modellen, die im Rahmen der Imitatio neu geformt und im Idealfall
übertroffen werden sollten. Diese Vorstellung des künstlerischen Produktionsvorgangs war bis zur Durchsetzung der Genieästhetik um 1800 gültig. Doch auch danach waren Künstler in der Regel
nicht ex nihilo tätig.
Mitte des 20. Jahrhunderts unternahm die Literaturwissenschaft den Versuch, die verschiedenen Verfahren unter Begriffe wie Einfluss, Nachahmung, Rezeption und Wirkung als unterschiedliche Kategorien zu fassen. In den 1970er Jahren wurde vor allem in Frankreich das Konzept der Intertextualität entwickelt, das es gestattet, Verbindungen zwischen literarischen Texten auch unabhängig vom Aspekt der Intentionalität zu untersuchen. Zunächst ging es dabei um konkrete Fallstudien, wobei auch im Rahmen unserer trilateralen Forschungskonferenzen solche Fallstudien paradigmatisch zur Klärung allgemeiner Phänomene erörtert werden. Doch wollen wir uns nicht auf die Systematisierung verschiedener literaturimmanenter Verfahrensweisen beschränken, wie Gérard Genette dies in seiner wegweisenden Studie Palimpsestes getan hat, sondern auch diskursanalytische Ansätze berücksichtigen. Die Diskussion soll auf Kontextualisierungen und intermediale Dimensionen hin geöffnet werden, um die disziplinären Grenzen der rein literaturwissenschaftlichen Untersuchung durchlässig zu machen.
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Tagungsort:
La Villa Clythia (CNRS)
2754, rue Henri Giraud
F-83600 Fréjus
Tél. 04 94 83 66 06
www.caes.cnrs.fr/Vacances/Explorer/Frejus
Gare d‘arrivée / Bahnhof:
St-Raphaël-Valescure
Organisatoren/innen:
Prof. Dr. Caroline Fischer,
Université de Pau et des Pays de l’Adour
Prof. Dr. Bernard Franco,
Université de Paris-Sorbonne Abu Dhabi
Prof. Dr. Diego Saglia,
Università degli Studi di Parma
Prof. Dr. Brunhilde Wehinger,
Universität Potsdam, IKM
Auskunft:
caroline.fischer@univ-pau.fr
wehinger@uni-potsdam.de
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Programm:
Donnerstag, 10. Juni 2010:
16.00 Uhr: Eröffnung der Tagung
Moderation: BRUNHILDE WEHINGER
(Universität Potsdam)
16.15 Uhr: CAROLIN FISCHER
(Université de Pau et des Pays de l’Adour):
Imitatio, intertextualité et l’intention de l’auteur –
Gérard Genette revu et corrigé
17.00 Uhr: MICHELE COMETA
(Università di Palermo):
Mimesis/Imitatio. Ansätze zu einer Biopoetik
dieser Begriffe
17.45 Uhr: GERTRUD LEHNERT
(Universität Potsdam):
Intertextuelles Spiel mit Dingen und Texten
Freitag, 11. Juni 2010:
Intertextualität und Intermedialität
Moderation: FRIDRUN RINNER
(Université de Provence, Aix-Marseille I)
9.00 Uhr: REMO CESERANI
(Università di Bologna):
Un rapporto quasi segreto fra pittura e poesia:
Ariosto e Piero di Cosimo
9.45 Uhr: HANS-JÜRGEN LÜSEBRINK
(Universität des Saarlandes):
Intermedialität und produktive Rezeption. Zur romanesken
Relecture von Filmklassikern im weltliterarischen
Horizont der Gegenwart
10.30 Uhr: MONIKA SCHMITZ-EMANS
(Universität Bochum):
Zur Rezeption literarischer Texte in Comic/bande
dessinée/fumetto: Selbstbeschreibungen produktivrezipierender
Künstler
11.15 Uhr - 11.45 Uhr: Pause
11.45 Uhr: PETER GOßENS
(Universität Bochum):
Photoliteratur. Zur Rezeption photographischer und
phototheoretischer Topoi in der neueren Erzählliteratur
12.30 Uhr: KERSTIN THOMAS
(Universität Mainz)
„Ceci n‘est pas un livre“: Das Künstlerbuch
als Kaleidoskop bei Paul Gauguin
13.15 Uhr - 15.30 Uhr: Mittagspause
Freitagnachmittag:
Moderation: BERNARD FRANCO
(Université de Paris-Sorbonne Abu Dhabi)
15.30 Uhr: DIEGO SAGLIA
(Università di Parma):
Imitatio/n: poetiche della deriva(zione) da John Dryden
alla postmodernità
16.15 Uhr: ACHIM HÖLTER
(Universität Wien):
Skizze einer quantifizierenden Rezeptionsforschung
17.00 Uhr - 17.30 Uhr: Pause
17.30 Uhr: NATALIE PIEGAY-GROS
(Université de Paris VII):
L’inscription des savoirs
18.15 Uhr: MAURO PALA
(Università di Cagliari):
Comunità letterarie immaginate
Samstag, 12. Juni 2010:
Paradigmen der Intertextualitätsforschung
Moderation: DIEGO SAGLIA
(Università di Parma)
9.00 Uhr: BEATRICE NICKEL
(Universität Stuttgart):
‘Barocke’ imitatio als Intertextualität: Kreation und
Innovation in der Aneignung literarischer Vorbilder
am Beispiel von Martin Opitz (1597–1639)
9.45 Uhr: ALBA PESSINI
(Università di Parma):
La littérature francophone des Caraïbes:
de l‘imitation à l‘intertextualité
10.30 Uhr: DANIELLE RISTERUCCI
(Université d’Orléans):
L’intertextualité dans son rapport au processus de réception
11.15 Uhr - 11.45 Uhr: Pause
11.45 Uhr: ELENA AGAZZI
(Università di Bergamo):
Die intertextuelle Arbeit zum Thema der Schuld in der
deutschen Literatur nach dem Mauerfall am Beispiel
von W. G. Sebald und Günter Grass
12.30 Uhr: BERNARD FRANCO
(Université de Paris-Sorbonne Abu Dhabi):
Le roman d’un lecteur: Hédi Kaddour, de la réception
créatrice à la récriture
13.15 Uhr -14.00 Uhr: Abschlussdiskussion, Ausblick
Publiziert von: Barbara Ventarola