150 Jahre italienische Einheit
- Ort: Frankfurt a.M.
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft, Didaktik
- Sprachen: Italienisch
150 Jahre italienische Einheit
Studientag, 20. Mai 2011 an der Universität Frankfurt
Am 17. März 1861 wurde Vittorio Emanuele II vom ersten italienischen Parlament in Turin zum König eines vereinten italienischen Staates ausgerufen. Vorausgegangen waren diplomatische Verhandlungen und militärische Aktionen in den verschiedenen Gebieten des Landes.
Die 150. Wiederkehr des Tages, an dem aus dem Regno di Sardegna das vereinigte Regno d’Italia wird, gibt vielerorts Anlass, über die Folgen dieses Datums für Italien nachzudenken.
Das Programm des Studientags nimmt in Ergänzung zur historischen Perspektive die Bearbeitung des Themas in Literatur, Musik und Film in den Blick. Welche Bilder des vereinten Italien werden in Texten und Medien entworfen? Wie gestaltet sich in ihnen das Verhältnis von Mythos und Realität? Inwieweit haben die künstlerischen Umsetzungen zur Bildung des Mythos „Risorgimento“ beigetragen?
Die Werke Pellicos, Nievos, Fogazzaros, Manzonis lassen sich wie die anderer Verfasser als „erzählte Nationalgeschichte“ bezeichnen. Tomasi di Lampedusas Roman „Il Gattopardo“, der die unmittelbare Vorgeschichte der Einigung im feudal geprägten Sizilien schildert, wurde nach seinem Erscheinen 1958 zum literarischen Welterfolg, ein Phänomen, das selbst Anlass zu Interpretationen gegeben hat. Struktur und Bedeutung des „Gattopardo“ wurden von der deutschen Kritik mit Manns „Buddenbrooks“ und Fontanes „Stechlin“ verglichen. Nicht weniger berühmt als der Roman wurde später die Verfilmung durch Luchino Visconti.
In den 1970er Jahren scheint sich in Italien mit Autoren wie Vincenzo Consolo, Sebastiano Vassalli und Alessandro Barbero ein neuer historischer Roman herauszubilden, dessen narrative Strategien die ästhetische Funktion der historischen Ereignisse verschiebt: Sie werden in der aktuellen politischen Situation im Land gespiegelt oder in eine allgemeinere, das Wesen der Geschichte betreffende Perspektive gerückt.
Berühmt ist schließlich die Rolle der Oper für die Risorgimento-Bewegung. Den Chorsätzen „Va‘ pensiero“ und „O patria oppressa“ in Verdis „Nabucco“ und „Macbeth“ wurde bei der Uraufführung in den 1840er Jahren eine identitätsbildende Signalwirkung zugeschrieben. Doch inwieweit war die politische Zielsetzung beabsichtigt? In welchem Maße beeinflussen in heutiger Zeit andere Medien – Film, Fernsehen, Internet – das politische Bewusstsein des Volkes?
Die Einigung Italiens ist ein zentrales Thema des italienischen Geschichtsunterrichts und deshalb auch für den Italienischunterricht in Deutschland von unmittelbarem Interesse. An das Vortragsprogramm schließt sich deshalb ein didaktischer Workshop an, in dem die Thematik im Hinblick auf die schulische Verwendbarkeit vertieft wird.
Programm
9.45 Uhr - Begrüßung
10.15 Uhr - Prof.Dr. Friedrich Wolfzettel (Goethe Universität Frankfurt): Le Confessioni di un italiano von Ippolito Nievo: Risorgimento und Autobiographie
11 Uhr - Dr. Kai Nonnenmacher (Universität Regensburg): „Il giorno che andrai in libertà“: Silvio Pellicos Gefängnisse und Italiens Freiheit
11.45 Uhr - Kaffeepause
12 Uhr - Prof.Dr. Irmgard Scharold (Universität Erlangen-Nürnberg): Der moderne historische Roman: Vincenzo Consolos Il sorriso dell’ignoto marinaio (1976)
13 Uhr - Mittagessen (Buffet)
14 Uhr - Prof.Dr. Immacolata Amodeo (Jacobs University Bremen): Zum Funktionszusammenhang von Oper und -Risorgimento
15 Uhr - Projektion des Dokumentarfilms Maria Sofia delle Due Sicilie: Una regina contro il Risorgimento von Alberto Castiglione
15.45 Uhr - Kaffeepause
16–18 Uhr - Didaktischer Workshop
Impulsreferate:
PD Dr. Gabriele Birken-Silverman (Goethe Universität Frankfurt): L’Unità d’Italia im Italienischunterricht
Dr. Nike Meißner (Wiesbaden): Il gattopardo von Luchino Visconti im Italienischunterricht
Leitung des Workshops: Dr. Thomas Brückner, Essen
Veranstalter
Deutsch-Italienische Vereinigung e.V., Arndtstraße 12, 60325 Frankfurt am Main
Tel +49 (0)69 746752 Fax +49 (0)69 7411453, www.div-web.de · div@div-web.de
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Romanische Sprachen und Literaturen der Universität Frankfurt und dem Coordinamento Donne Francoforte e.V.
Gefördert von der Frankfurter Stiftung für deutsch-italienische Studien, der Cronstett- und Hynspergischen Evangelischen Stiftung.
Die Veranstaltung ist vom Institut für Qualitätssicherung des Landes Hessen als Fortbildung anerkannt worden.
Mit freundlicher Unterstützung von: Fiat Group Automobiles Germany AG
Tagungsort
Universität Frankfurt, Campus Bockenheim,
Konferenzräume I und II, Bockenheimer Warte
(U 4, U 6/7, Straßenbahn Linie 16)
Information:
PD Dr. Caroline Lüderssen
Redaktion Italienisch
Deutsch-Italienische Vereinigung e.V.
Die Teilnahme an der Tagung ist frei und steht allen
Interessierten offen. Für die Planung bitten wir um
Anmeldung bis zum 12. Mai 2011.
italienisch@div-web.de
Dieser Studientag findet in Verbindung mit „Italienisch“, Zeitschrift für italienische Sprache und Literatur, statt.
„Italienisch“, Organ des Deutschen Italianistenverbandes e.V., erscheint seit 1979, nunmehr im Verlag für deutsch-italienische Studien/Friedrich Verlag. Sie veröffentlicht Beiträge zu italienischer Literatur, Linguistik und Landeskunde sowie zur Didaktik des Italienischen, Interviews mit italienischen Autorinnen und Autoren der Gegenwart und literarische Originaltexte, Rezensionen und Mitteilungen aus den genannten Gebieten.
Besondere Rubriken wie „Biblioteca poetica“ und „Sprachecke Italienisch“ ergänzen das Programm der Zeitschrift.
In jeder Nummer erscheint seit 1982 eine Aufstellung aller italianistischen Lehrveranstaltungen an den Hochschulen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz.
www.italianistenverband.de · www.friedrich-verlag.de
Publiziert von: Kai Nonnenmacher