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22.09.2008

"Anachronismen": Dies Romanicus Turicensis 2009

  • Ort: Zürich
  • Beginn: 19.06.08
  • Ende: 20.06.08
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Sprachenübergreifend

Aufruf zur Einreichung von Vorschlägen:

 

Anachronismen

 

Dies Romanicus Turicensis

19. - 20. Juni 2009

 

Wenn wir Anachronismus im weiteren Sinne als die Bezeichnung einer chronologischen Anomalie betrachten, so eröffnen sich in Linguistik und Literaturwissenschaft zahlreiche Perspektiven: Je nach Bezugspunkt kann der Anachronismus als Verankerung der Vergangenheit im Präsens verstanden werden oder weiter gefasst sämtliche zeitliche Abweichungen und chronologische Unregelmässigkeiten einschließen; er kann ebenso für punktuelle, isolierbare als auch für diffuse und tazite Erscheinungen stehen und knüpft zugleich an eine grosse Breite wissenschaftlicher Disziplinen an (gestaltende Kunst, Architektur, Soziologie, Psychologie, Philosophie, ja sogar Physik). Der Anachronismus kann mehr oder weniger unbeabsichtigt auftreten und als solcher negative Wertungen erfahren. Er kann allerdings auch in einem bewusst spielerischen Umgang mit der Wahrnehmung von Zeit und Geschichte seinen Ursprung nehmen und die zeitliche Komponente von Worten, (Schreib)Stilen und Literaturgattungen aufzeigen. Schlussendlich ist es auch nur ein kleiner Schritt vom Anachronismus zur Achronie oder zur Uchronie.

 

In der Literaturwissenschaft könnten unter anderem die folgenden Bereiche von Interesse sein:

 

- Phänomene narrativer Anachronismen (zum Beispiel Dekonstruktion der Chronologie)

- Schreibstile im Zeichen der Anachronie (beispielsweise der Rückgriff auf alte Stilelemente) und Archaismen als poetisches Stilmittel

- unbewusste Anachronismen und ihre Interpretation

- Anachronismen bewusster oder unbewusster Natur und ihre Bezugnahme auf die vorherrschenden Ideologie zur Zeit des Autors

- Rezeption und Modernisierung alter literarischer Modelle

- Anachronismen in historischen (und sich als solche verstehenden) Gattungen.

- Im Kontext der Ideengeschichte die Fragestellung nach anachronistischen Wertungen der Vergangenheit.

 

Die sprachwissenschaftlichen Beiträge sollen nach Möglichkeit konkrete Analysen mit der Reflexion der theoretischen Grundlagen verbinden. Vorschläge können sich beispielsweise an den folgenden Themenfeldern orientieren:

 

- die stilistische Funktion von Anachronismen in diasystematischer Perspektive

- sprachliche Anachronismen und Habitus (Bourdieu)

- sprachliche Anachronismen und gesellschaftliche Marginalisierung

- die Wiederbelebung von Elementen, Varietäten oder sogar Sprachen, die als anachronistisch betrachten werden/wurden

- sprachliche Anachronismen in der lexikographischen und grammatikalischen Beschreibung

- Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft: Tempus und Anachronismus

 

Nous vous invitons à nous faire parvenir vos propositions sous forme d'un titre et d'un résumé (d'une page au maximum), à l'adresse diesrom@rom.unizh.ch, jusqu'au 20 novembre 2008. Les communications, réparties dans différentes sections, n’excéderont pas 20 minutes et seront suivies d'une discussion. Les recherches présentées devront être inédites puisqu'il est prévu de publier les actes de la journée.

 

Von:  Harald Völker

Publiziert von: Kai Nonnenmacher