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06.08.2008

Call for People für den Workshop: "Der Körper des Bildes. Zum Zusammenhang von Materialität und Bildlichkeit"

  • Ort: Tübingen
  • Beginn: 12.03.09
  • Ende: 13.03.09
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Sprachenübergreifend
  • Frist: 30.09.08

Call for People für den Workshop:

 

"Der Körper des Bildes. Zum Zusammenhang von Materialität und Bildlichkeit"

 

Datum: 12./13. März 2009

Ort: Forum Scientiarum, Universität Tübingen

Organisation: Marcel Finke M.A., Mark A. Halawa M.A.

 

Mit: PD Dr. Peter Geimer, Prof. Dr. Dieter Mersch, Prof. em. Dr. Bernhard

Waldenfels; Dr. des. Emmanuel Alloa, Dr. Matthias Krüger, Dr. Marius

Rimmele

 

Deadline: 30. September 2008

 

Auf die Fragen, was eigentlich ein Bild sei, wie Bilder Sinn generieren,

auf welche Weise sich Bildlichkeit konstituiert oder inwiefern sich das

Sehen von Bildern von anderen Formen visueller Wahrnehmung unterscheidet,

gibt es bisher noch keine endgültigen Antworten. Weitestgehend akzeptiert

ist demgegenüber aber der Umstand, dass Bilder sichtbar sind und dass ihre

Sichtbarkeit in spezifischer Weise auf deren Materialität beruht. Bilder,

so die These, sind stets auf materielle Träger oder Medien angewiesen, in

denen sie sich verkörpern und durch die sie für ihre Betrachter erst in

Erscheinung treten. Ein Nachdenken über das Charakteristische von

Bildlichkeit kommt demnach nicht umhin, auch den Körper des Bildes, d.h.

dessen physische Grundlage zum Gegenstand der Reflexion zu machen.

 

Eine Rede über die Materialität des Bildes sieht sich aber ebenfalls mit

einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert. Die zeitgenössische

bildwissenschaftliche Debatte führt immer wieder vor Augen, dass die

Bedeutung materieller Aspekte Disziplinen übergreifend durchaus nicht

unhinterfragt bleibt. So tendieren bestimmte semiotische Herangehensweisen

dazu, Bilder unter dem Begriff des Zeichens zu subsummieren und vorrangig

deren kommunikative Funktion zu erhellen. Die Materialität des Bildes wird

dabei mitunter vernachlässigt: sie wird hingenommen, aber nur selten

problematisiert. Obgleich die Beschreibung des Bildes als Zeichen nicht

notwendigerweise mit einem Übergehen der materiellen Grundlage des Bildes

einhergehen muss, ist der Bildsemiotik von Seiten phänomenologischer und

anthropologischer Ansätze wiederholt eine \"Körpervergessenheit\"

vorgeworfen worden. Dabei neigen einige Phänomenologien des Bildes

ebenfalls dazu, den Zusammenhang von Bild, Materialität und Sichtbarkeit zu

vereinfachen. So verweist die theoretische Unterscheidung von (materiellem)

Bildträger und (ausschließlich sichtbarem) Bildobjekt zwar auf eine

wichtige ontologische Differenz und hilft mithin die spezifische \"doppelte

Sichtbarkeit\" des Bildes auszuweisen; eine Klärung des Zusammenhangs von

Materialität und Bildwahrnehmung ist damit allerdings noch lange nicht

erreicht. Auf das Wechselspiel von Opazität und Transparenz ist hiermit

allererst hingewiesen und jenes als Problem kenntlich gemacht.

 

Keinesfalls aber ist die Materialität des Bildes ganz aus dem Blick

geraten. So finden sich sowohl in kunsthistorischen als auch in

bildtheoretischen Arbeiten zahlreiche Versuche, die Relevanz des

materiellen Grundes von Bildern in differenzierter Weise darzulegen. Dabei

geht es nicht nur um Fragen der Materialikonografie oder Konservierung,

sondern auch um Analogien zwischen menschlichem Körper und Bildträger oder

um die Widerständigkeit der Materialität bei der Konstitution von Sinn.

Verschiedentlich ist etwa darauf hingewiesen worden, dass es häufig die

materiellen Aspekte sind, die zum Beispiel eine rückstandslose

Semiotisierung des Bildes unmöglich machen. Dies wird unter anderem in

Arbeiten deutlich, die sich mit dem physischen Zerfall von Bildern

befassen, die den Eigensinn des Materials in der Herstellung von Bildern

betonen oder auf eine generelle Renitenz der Materialität in Prozessen der

Bedeutungsbildung aufmerksam machen. Gelegentlich ist auch daran erinnert

worden, dass die Symbolisierungsleistung eines Bildes stets von derselben

Materialität durchkreuzt wird, auf der das Bild zu allererst beruht. Die

Opazität des Bildes ist demnach als sensible Thematik ausgemacht. Ein

Nachdenken über Materialität wirft nämlich immer wieder Fragen nach dem

Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Sinnbildung, zwischen Aisthesis und

Diskurs auf.

 

Im Rahmen des zweitägigen Workshops soll sich intensiv mit dem

Spannungsverhältnis von Bild und Körper auseinandergesetzt werden. Die

Veranstaltung ist in zwei Abschnitte unterteilt: zum einen in eine

gemeinsame Diskussion von aktuellen Forschungspositionen, zum anderen in

ein Programm mit Vorträgen. Die Referate befassen sich sowohl mit

theoretischen Problemen der Materialität des Bildes als auch mit

historischen Fallbeispielen. Die Keynote Address für den bildtheoretischen

Teil wird Prof. Dr. Dieter Mersch (Universität Potsdam) liefern; für die

Keynote Address des bildhistorischen Teils der Veranstaltung konnte PD Dr.

Peter Geimer (ETH Zürich) gewonnen werden. Zudem wird am Ende des ersten

Tages ein öffentlicher Abendvortrag von Prof. em. Dr. Bernhard Waldenfels

(Ruhr-Universität Bochum) stattfinden.

 

Bewerbung als DiskutantIn:

Die Ausschreibung richtet sich hauptsächlich an

NachwuchswissenschaftlerInnen, d.h. StudentInnen in höheren Semestern,

DoktorandInnen sowie Post-Docs. Die Veranstaltung findet im Rahmen der

Promotionsförderung der Studienstiftung des deutschen Volkes statt, ist

aber auch für Personen offen, die nicht von der Studienstiftung gefördert

werden. Der Workshop ist auf eine Teilnehmerzahl von zirka 30 Personen

beschränkt. Reisekosten sowie Kosten für die Unterkunft am Tagungsort

können nur für die Vortragenden übernommen werden, nicht aber für die

eingeladenen DiskutantInnen. Die Auswahl der DiskutantInnen ist aufgrund

der Beschränkung auf 30 Personen von einer kurzen Bewerbung abhängig, die

bitte Folgendes beinhaltet:

 

- kurzer akademischer Lebenslauf (tabellarisch)

- gegebenenfalls Publikationsliste

- Motivationsschreiben (Relevanz für eigene Forschungsprojekte; max. 300

Wörter)

 

Die Bewerbungsunterlagen senden Sie bitte bis spätestens 30. September 2008 als PDF-Dateien per Email an folgende Adresse:

Marcel.Finke[at]uni-tuebingen.de

Von:  Marcel Finke

Publiziert von: Kai Nonnenmacher