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17.07.2009

CfP: Genus und Generatio. Rollenerwartungen im Spannungsfeld der Geschlechter und Generationen in Antike und (Früh-) Mittelalter

  • Ort: Bamberg
  • Beginn: 11.03.10
  • Ende: 13.03.10
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Sprachenübergreifend

„Denn das Männliche ist von Natur aus führungsgeeigneter als das Weibliche – falls es nicht irgendwo zu einem Verhältnis wider die Natur kommt –, und das Ältere und Reife ist das mehr als das Jüngere und Unreife“ (Arist. Pol. I, 12, 1259b1ff. Übersetz. Schwarz 1989).

 

Das Zitat der aristotelischen Politik lässt Gegensatzpaare in hierarchisch absteigender Ordnung erkennen: Mann und Frau, Alter und Jugend. Abweichungen von diesem Modell werden als widernatürlich impliziert, die Negation dieser Ordnung kann einen Konflikt hervorrufen. Die traditionelle bzw. konventionelle Rangordnung der Geschlechter und Lebensphase wird im Mittelalter durch das Christentum rezipiert unter anderem mittels des Passus aus dem Brief Paulus an die Kolosser (3,18-20: mulieres subditae estote viris sicut oportet in Domino / viri diligite uxores et nolite amari esse ad illas / filii oboedite parentibus per omnia hoc enim placitum est in Domino / patres nolite ad indignationem provocare filios vestros ut non pusillo animo fiant. Biblia Sacra Vulgata, Editio Quinta, ed. Weber/Gryson, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2007). Die beiden Zitate zeigen, dass Antike, frühes Christentum und Mittelalter konkrete Gesellschafts- und Geschlechtermodelle entwerfen. Auf einer vom Bamberger DFG-Graduiertenkolleg „Generationenbewusstsein und Generationenkonflikte in Antike und Mittelalter“ organisierten Nachwuchstagung vom 11. bis zum 13. März 2010 sollen Rollenmuster im Spannungsfeld der Geschlechter und Generationen näher untersucht werden.

 

Dabei werden Rollen im soziologischen Kontext durch Erwartungen, die sich an Normen orientieren, und die Bereitschaft, von den Erwartungen abweichendes Verhalten zu sanktionieren, bestimmt (nach Ulf; Schnegg 2006). Die Erwartungen an eine Rolle können sich demnach in ihrer Erfüllung positiv wie negativ realisieren, d.h. erfüllt oder eben nicht erfüllt werden. Gender-Forschung hingegen befasst sich mit dem Gegensatz von a-historischem Geschlecht (sex) und konstruierter Kategorie in sozialer Dependenz (gender). Der Begriff der ´Generation´ ist ebenso polyvalent. Zwei grundlegende Arten des Verständnisses werden unterschieden, so eine horizontal-synchrone und eine vertikal-diachrone Akzentuierung. Während erstere eine soziale Gruppe ungefähr Gleichaltriger mit gemeinsamer Geisteshaltung umfasst, ist zweite aus einer genealogisch-familialen Betrachtungsweise erwachsen.

 

Auf der Tagung sollen mehrere Fragestellungen betrachtet und diskutiert werden. So z.B., inwiefern Verhaltenserwartungen von Rollenträgern an sich selbst gestellt oder von Anderen an sie herangetragen (z. B. oikos, familia) werden. Kommt es, da jedes Individuum theoretisch eine Vielzahl von Rollen einnehmen kann, möglicherweise zu Konflikten und wie werden diese gelöst (z.B. Medea, Vater-Sohn-Beziehung im Hildebrandslied)? Gibt es Umstände, die einen „Rollentausch“ rechtfertigen und wie ist dieser zu interpretieren? In welchem Verhältnis stehen Realität und Literatur zueinander?

 

Ein Zusammenwirken literaturwissenschaftlicher, historischer und theologischer Disziplinen wird auf der Nachwuchstagung angestrebt, wobei fiktionale Texte ebenso wie historische Themen im Hinblick auf Geschlechterbeziehungen und auf die Generationenthematik sowohl in soziologischer als auch genealogischer Ausrichtung zu untersuchen sind. Die Einladung, sich mit einem Abstract (max. 600 Wörter) bis zum 17.10.2009 für die Teilnahme zu bewerben, richtet sich an Doktoranden und Habilitanden. Die Länge der Vorträge ist auf maximal 30 Minuten begrenzt. Reise- und Unterbringungskosten der Vortragenden werden übernommen. Zudem ist eine Publikation in einem Tagungsband bei der University of Bamberg Press geplant.

 

Kontakt und Bewerbungen:

 

Anika Auer: anika.auer@uni-bamberg.de (Bereich Mittelalter)

Johannes Brehm: johannes.brehm@uni-bamberg.de (Bereich Antike)

 

 

 

Von:  Diego De Brasi

Publiziert von: Kai Nonnenmacher