CfP: Sektion "Imagination: Funktionen des virtuellen Erlebens" beim Internationalen Semiotik-Kongress 2011
- Ort: Potsdam
- Beginn: 12.10.11
- Ende: 16.10.11
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
- Sprachen: Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch, Sprachenübergreifend
- Frist: 15.02.11
Sektion "Imagination: Funktionen des virtuellen Erlebens" beim Internationalen Semiotik-Kongress 2011 in Potsdam (12. bis 16. 10. 2011)
(Moderation: Daniel Jacob, Thomas Klinkert, Franz Krönig)
In dieser Sektion geht es um die Bestimmung des Verhältnisses von individuell-psychischen Prozessen oder Bildern („Erleben") und deren extern-„objektivem" Substrat oder Analogon (im Sinne Sartres). Auf beiden Seiten dieser Dichotomie wurden in jüngerer Zeit wichtige Unterscheidungen diskutiert: auf der extern-objektiven Ebene stellt sich die von der Antike bis in die jüngste Zeit heiß umstrittene Frage, wie objektiv die „Wirklichkeit", verstanden als widerständiges Objekt der Wahrnehmung, unabhängig vor uns liegt, oder wie sehr sie das Resultat einer kommunikativen - also kollektiven, medial vermittelten und diskursiv konstituierten - Konstruktion ist. Vertritt man wie etwa Berger/Luckmann oder Watzlawick die zweite Position, so kann man weiter unterscheiden zwischen einer kollektiv-kommunikativ konstruierten, sich damit aber objektivierenden sozialen Realität und einer im Virtuellen, medial Vermittelten oder Diskursiven verbleibenden imaginären Welt. Auch wenn dieses Imaginäre als Literatur oder Kunst o.ä. eine anthropologische Grundgegebenheit ist, scheint sich ihr Verfließen mit der Wirklichkeit in den virtuellen Welten der neuen Medien brisant zu verschärfen. Seitdem Cervantes zu Beginn des 17. Jahrhunderts seinen eingebildeten Ritter Don Quijote auf aventiure-Fahrt ausreiten ließ, hat es immer wieder literarische (oder in jüngerer Zeit auch filmische) Werke gegeben, in denen die Grenzen zwischen Imagination und Wirklichkeit fließend wurden (z.B. Flauberts Madame Bovary, Pirandellos Quaderni di Serafino Gubbio operatore, Unamunos Niebla, Fellinis Otto e mezzo, Cronenbergs eXistenZ).
Auf der Seite des individuell-psychischen Erlebens stellt sich mit zunehmender Dringlichkeit die Frage, wo bzw. ob überhaupt eine Grenze zu ziehen ist zwischen Formen der mentalen Präsenz, die durch sinnliche Wahrnehmung des Externen induziert sind, solchen, die durch diskursives (sprachliches) Geschehen induziert sind, und solchen, die durch rein interne Prozesse induziert sind (Traum, Erinnerung, Planung, Wunsch, Kontrafaktisches, Phantasie, ...). Dass zwischen diesen Modi der mentalen Präsenz starke Überschneidungen bestehen, scheinen kognitive Modellierungen (z.B. konnexionistische Modelle) und neurowissenschaftliche Evidenz gleichermaßen zu zeigen.
Schließlich ist zu fragen, ob es, angesichts der prinzipiellen Begrenztheit und Unzuverlässigkeit von Sinneswahrnehmungen, nicht zutreffender ist anzunehmen, dass nicht etwa Sinneswahrnehmungen zwischen interner Kognition und externem Substrat vermitteln, sondern dass die individuelle Imagination mit ihrer Möglichkeit interner Konstruktion und empathischer Projektion (Spiegelung) des Konstruierten auf die Psyche der anderen Individuen die grundlegende Voraussetzung für die kollektiv-externe Konstruktion der sozialen Wirklichkeit ist.
Vorstellbar sind Beiträge aus semiotischer, phänomenologischer, systemtheoretischer, kognitions- oder neurowissenschaftlicher Perspektive, aber selbstverständlich sind auch Ansätze aus anderen Ansätzen aller betroffenen Disziplinen, von der Philosophie bis zur Neurowissenschaft, willkommen.
Hinweise zur Gestaltung des Abstracts: Das Abstract kann auf Englisch oder
Deutsch eingereicht werden. Es sollte nicht länger als eine DIN-A4-Seite
sein (etwa 300 Wörter) und neben dem Titel der Präsentation und fünf
inhaltscharakterisierenden Stichwörtern (keywords) den Namen, die
wissenschaftliche Institution und die E-Mail-Adresse des Teilnehmers
enthalten. Die Dauer der Präsentation sollte 30 Minuten (+ 15 Minuten
Diskussion und technischer Aufbau) nicht überschreiten.
Verlängerte Frist für die Einreichung eines Abstracts: 15. Februar 2011.
Kontakt und Einreichung des Abstracts:
daniel.jacob@romanistik.uni-freiburg.de
Prof. Dr. Daniel Jacob
Romanisches Seminar
Universitaet Freiburg
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Publiziert von: Kai Nonnenmacher