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07.07.2008

Geschlecht(er) und Narration(en): deutsch-französischer Workshop

  • Ort: Paris
  • Beginn: 13.03.09
  • Ende: 14.03.09
  • Disziplinen: Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
  • Sprachen: Französisch
  • Frist: 15.10.08

Gender-Collage? Gender-Muster? Gender-Erzählung?

Geschlecht(er) und Narration(en) : deutsch-französischer Workshop

 

Sind Gender-Fragen in der französischen Forschung ziemlich spät aufgetaucht, so sind sie doch in Deutschland weiter vorangeschritten und stellen somit eines der analytischen Fundamente kultureller und gesellschaftlicher Strukturen dar.

 

Abgesehen von den verschiedenen nationalen Kontexten und universitären Traditionen gehen die Gender und Queer Studies jedoch generell von dem Postulat aus, dass Geschlechter sich performativ denken lassen : Geschlechterkonstruktionen sind demnach als Resultate diskursiver und u.a. auch narrativer Akte aufzufassen.

 

Die französische Übersetzung der Texte Judith Butlers, in denen Gender-Theorien im Mittelpunkt stehen, fällt außerdem zeitlich mit einer neuen Phase ihres philosophischen Schaffens zusammen : Wie die Übersetzung ins Französische ihres Buches Le récit de soi (2007) es nahelegt, wird dabei nunmehr das Augenmerk auf den Prozess des Sich-Erzählens gerichtet. In Anbetracht dieses "Verspätungsphänomens", das der französischen Butler-Rezeption eigen ist, erscheint es als durchaus angebracht, sich mit den Ergebnissen deutschsprachiger Wissenschaftler auseinanderzusetzen.

 

Von dieser doppelten Feststellung ausgehend zielt die deutsch-französische Tagung darauf ab, der Problematik "Geschlecht(er) und Narration(en)" auf den Grund zu gehen und somit privilegierte Ausdrucksmodi von Gender zu untersuchen (spielerische, mimetische, experimentierende, normative und subversive Ausdrucksmodi). Paul Ricoeur hat diesbezüglich schon darauf verwiesen, dass "[d]ie Geschichte eines Lebens [...] durch all die wahren oder fiktiven Geschichten, die ein Subjekt über sich erzählt, [ständig refiguriert wird.] Die Refiguration macht das Leben zu einem Gewebe erzählter Geschichten."

 

Diese Refiguration ist dann also eine für das Selbst signifikante Art und Weise, die eigene Erzählung mit Blick auf die Anderen zu re-artikulieren, und zwar sowohl durch Masken als auch - so ließe sich hinzufügen - durch Travestierungsmechanismen.

 

Folgende Schwerpunkte können beachtet werden:

 

Schwerpunkt 1: Gender-Macht der Worte

Der Ausdruck von Gender beruht auf psychologischen und sozialen Werten sowie auf diskursiven, politischen und religiösen Machtinstanzen. Welches sind die Rahmenbedingungen der Gender-Performanz und welche Rolle spielen dabei historisch konstruierte Repräsentationen? Wie wechseln sich das erzählte und das erzählende „Ich" ab: Kann ein Subjekt seine eigene Gender-Geschichte erzählen, ohne dabei objektiviert zu werden?

 

Schwerpunkt 2: Konstruktion der Gender-Erzählung

Ein Narrativ kann nur dann veräußert werden, wenn es auch von anderen rezipiert werden kann. Inwiefern inkorporieren wir zu diesem Zweck in unsere Gender-Erzählungen bestehende kollektive „scripts" bzw. „plots"? Und inwiefern ähneln wir dann dieser von uns zusammengesetzten Collage? Gibt es bevorzugte Erzählvorgänge, bevorzugte Arrangements? Eignen sich manche narrative Formen mehr als andere im Hinblick auf eine geschlechtlich bedingte Sinngebung?

 

Schwerpunkt 3: Gender-Fragmente

Oder sind Gender-Narrative und Gender-Performanzen grundsätzlich instabile und fragmentarische Konstrukte? Inwiefern unterbrechen Interpellationen und Zwischenrufe den Erzählvorgang? Gibt es versteckte, kodierte bzw. chiffrierte Gender-Erzählungen? Wie verhalten sich Geheimnis und Subversion zueinander? Können Gender-Erzählungen nur dann subversiv sein, wenn sie geheim bleiben?

 

Mit Hilfe dieses Workshops soll ein europäisches Netzwerk von Gender-Forschern entstehen. Die Organisatoren legen einen besonderen Wert auf interdisziplinäre und komparatistische Vorschläge von Nachwuchswissenschaftlern aus Frankreich und Deutschland. Folgende methodologischen Ansätze sind u. a. möglich: Diskursanalyse, Narratologie, Oral History, Konversationsanalyse...

 

Folgende Fachbereiche werden besonders berücksichtigt: Gender Studies, Literaturwissenschaft, Geschichte, Kunstgeschichte, Linguistik, Pragmatik, (Sprach)philosophie, Psychologie, Kommunikationswissenschaft...

 

Sprachen der Veranstaltung : Deutsch und Französisch

Termin der Veranstaltung: 13. und 14. März 2009

Ort der Veranstaltung: Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales (EHESS), Paris

 

Eine Publikation ist vorgesehen.

Die Reisekosten werden pauschal und im Rahmen der zur Verfügung stehenden Drittmittel erstattet.

 

Abstracts (max. 1 Seite) mit einem kurzen Lebenslauf sollten bis zum 15. Oktober 2008 bei Cécile Chamayou-Kuhn (Germanistik, Universität Paris 3) eingereicht werden: cecile.chamayou@wanadoo.fr

 

Von:  Cécile Chamayou-Kuhn

Publiziert von: Kai Nonnenmacher