Schiff und Schrift. Zum Verhältnis von Literatur und Globalisierung von der Frühen Neuzeit bis zum 19. Jahrhundert
- Ort: München
- Beginn: 07.02.14
- Ende: 08.02.14
- Disziplinen: Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
- Sprachen: Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch
11. Workshop des Instituts für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München in Kooperation mit dem DFG-Graduiertenkolleg "Funktionen des Literarischen in Prozessen der Globalisierung"
IBZ München (Internationales Begegnungszentrum der Wissenschaft e.V.), Amalienstr. 38
Konzeption: Federico Italiano
Nichts hat die „terrestrische Globalisierung“ von der Frühneuzeit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts so geprägt wie die Entwicklung der ozeanischen Schifffahrt. Die Navigation auf hoher See erlaubte transkontinentale (sehr oft asymmetrische) Handelsbeziehungen und generierte dabei völlig neue Formen der Erschließung, Kolonisierung und Organisation des Raumes (wie z.B. die traurig berühmte „Middle Passage“). Entscheidende Elemente dieses Prozesses waren einerseits die praxisorientierte Optimierung des kartographischen Wissens ab dem Ende des 15. Jahrhunderts und andererseits die stetige Perfektionierung der Seefahrtstechniken (darunter Messgeräte und Schiffsbau). Das Verhältnis von Wissen und Schifffahrt war aber kein unidirektionaler Prozess. Die ozeanische Schifffahrt selber brachte neue Erkenntnisse in fast allen wissenschaftlichen Bereichen hervor und inspirierte unzählige Kunstwerke und philosophische Reflexionen. In Anbetracht dieser reziproken Beziehung möchte die Tagung jene Schreibprozesse untersuchen und diskutieren, die an der Schnittstelle zwischen Schifffahrt und Wissensformation entstanden sind. Ins Zentrum dieser Veranstaltung rücken demzufolge jene Textproduktionen, die das mediale Gefüge von Schiff und Schrift entweder direkt thematisieren oder implizieren. Gemeint sind dabei sowohl Navigationstraktate, Logbücher von Schiffsexpeditionen, Handels- und Passagierregister usw. als auch literarische Texte stricto sensu (von den maritimen Epen der Renaissance bis zu den Seeromanen des 19. Jahrhunderts), die Globalisierungsprozesse reflektiert und zum Teil mitgestaltet haben.
Programm
Freitag, den 7. Februar 2014
15:00-15:30
Federico Italiano (Innsbruck/München): Begrüßung und Vorstellung des Tagungsprogramms
Robert Stockhammer (München): Thematische Einführung
15:30-16:30
Jörg Dünne (Erfurt): Artes de marear. Zu den Navigationstraktaten im frühneuzeitlichen Spanien
Kaffeepause
17:00-18:00
Michael Rössner (München/Wien): Schiff und Druck. Die Bücher der “Alten Welt” und die Academia Antártica
18:00-19:00
Helga Thalhofer (München): Epos und Periplous. Dichtung und Dokumentation in Camões’ Lusíadas
Samstag, den 8. Februar 2014
9:30-10:30
Mario Klarer (Innsbruck): Die Sklaven der Korsaren: Frühneuzeitliche Gefangenenberichte aus der Barbareskenküste und der frühe Roman
10:30-11:30
Franziska Hilfiker (Basel): Eis & Schrift. Beschreiben, aufschreiben und einschreiben im Kontext der Suche einer arktischen Seestraße nach Cathay und den Molukken um 1600
Kaffepause
12:00-13:00
Federico Italiano (Innsbruck/München): Die See übertragen. Navigation und Übersetzung
Mittagspause
14:00-15:00
Bernhard Siegert (Weimar): Von zweideutigen Schiffen, Meeren und Menschen. Die Piratisierung der Wahrnehmung in den Seeromanen James Fenimore Coopers
15:00-16:00
Klaus Benesch (München): Das Versagen der Schrift: Gestik und Aufklärung in Melvilles Billy Budd, Sailor
Kaffeepause
16:30-17:30
Nora Zapf (München): “We were a ghastly crew”. Gespenstische Schiffe und ruheloses Schreiben bei S.T. Coleridge und A. Rimbaud
Thomas Erthel (München): “The common continent of men”? Das Schiff als Welt im Kleinen in Melvilles Moby-Dick
17:30-18:30 Schlussdiskussion.
Kontakt: federico.italiano@lrz.uni-muenchen.de
Publiziert von: cf